Vallconnischer Adler

Hier stellen wir euch die historischen Ausgaben der Vereinszeitschrift „Vallconnischer Adler“ zur Verfügung. Diese enthalten sowohl IT- als auch OT-Inhalte aus der jeweiligen Zeit ihres Erscheinens.

That we fight and die!

Für das Einhorn

…Und einmal mehr riß er sein kräftiges Schlachtroß herum, legte die Lanze ein und galoppierte den Hang hinab, mitten in die Schlacht, die dort unten zwischen Vallconnan und Orks tobte.

Willard war Soldat, kein Ritter, doch er gehörte einer Abteilung schwer gepanzerter Laufenburger Reiterei an, die hier in Dragonford stationiert gewesen war, um die Sicherheit der Furt zu garantieren.

Und die Orks hatten diese Garantie herausgefordert, als sie begannen, Gabbithill zu belagern. Seit dem Beginn des Angriffes waren bereits 4 Tage vergangen, und immer noch strömten Orks aus den Wäldern, um den Vorposten zu schleifen. Nun, sollten sie nur kommen!

Von seiner Einheit waren bisher nur zwei Reiter gefallen, zusätzlich hatten sie einige Pferde verloren, doch dem Unit standen die stärksten Hengste Laufenburgs zur Verfügung.
Sein Leutnant hatte bis jetzt dafür gesorgt, daß dieses Unit die Schlacht entscheidend mitbestimmte, und sie taten gemeinsam alles, um diesen Tag zu einem guten Tag werden zu lassen.

Trotzdem sah es nicht besonders gut aus für die Streiter des Adlers. Gestern hatten morgens heftige Regenfälle eingesetzt, die die Rückführung der Verwundeten nach Dragonford erschwerten und das Schlachtfeld in einen rutschigen Morast verwandelten.

Kein gutes Terrain für Reiterei. Außerdem trauten die Orks sich anscheinend nicht mehr so richtig aus dem Wald und hatten stattdessen begonnen, Katapulte und schwere Armbrüste gegen das hölzerne Fort einzusetzen.

Mehrere der Holzbohlen im äußeren Verteidigungsring waren unter den schweren Felsbrocken zersplittert, und Willard war schmerzlich bewußt, daß in der kommenden Nacht Soldaten in diesen Breschen Dienst tun müßten, um die Orks zurück in den Wald zu jagen, wenn sie den Schutz der Dunkelheit ausnutzen wollten.
Zahlreiche Armbrustbolzen und Pfeile waren außerdem mit Brandsätzen bestückt worden. So einfach die Idee der Grünköpfe gewesen war, so erfolgreich war sie gewesen. Im ganzen Fort züngelten Flammen empor und Soldaten waren gezwungen, die Feuer zu löschen, anstatt den Orks die Schädel zu spalten.

Willard hatte Befehl bekommen, diese Belagerungsmaschinen mit seinen Reitern anzugreifen, die verteidigenden Orks niederzumachen und den vallconnischen Fußsoldaten den Weg zu den Mordinstrumenten zu ebnen. Und bis jetzt war der Angriff planmäßig erfolgt. Sein ehemals weißes Pferd war nun dick mit dem Blut seiner Feinde besudelt, und sein Wappenrock, der nass an seiner Plattenrüstung klebte, war ebenfalls mit dem Blut seiner Feinde getränkt.

Mit der Eleganz eines erfahrenen Veteranen führte er die schwere Kriegslanze gegen die Verteidiger eines Katapultes. Der Dorn an der Spitze der Lanze traf einen Ork direkt durch den Hals, um den dahinterstehenden Ork erst mit dem Blut des ersten Opfers zu bespritzen und die beiden anschließend gemeinsam in Locknars Faust zu werfen.

Neben ihm ging ein Pferd zu Boden, den Reiter im hohen Bogen abwerfend. Dieser drehte sich einige Male in der Luft, bevor er schwer in einem Pulk Grünhäute niederging. Die Grischnaks sprangen zuerst zurück, mehr erschrocken als kampfbereit, doch als sie erkannten, daß der Krieger von seiner schweren und nun verbeulten Rüstung daran gehindert wurde, sich wieder auf die Füsse zu rappeln, fielen sie johlend über ihr erkorenes Opfer her.
Doch der Soldat, ein junger, wütender Spund namens Ralph, kämpfte sich auf die Knie, zog einen kurzen Rabenschnabel aus dem Gürtel und kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung gegen die Meute.

Willard wog die Lanze in der Hand, riß dann sein Pferd herum, und schleuderte seine Waffe gegen den Ork, den er für den Anführer hielt. Der überraschte Grünkopf wurde von der Wucht der Wurfwaffe rückwärts gerissen und an einen Baumstumpf genagelt, wo er zuckend hängenblieb und dann vor seine dunklen Götzen trat.

Der Soldat am Boden sah es und schöpfte frische Kraft. Mit dem Schrei eines Löwen sprang er auf die Beine und hackte wild um sich, hielt sich die Angreifer vom Hals, bis schließlich die Fußsoldaten zu ihm durchbrachen und ein Feldscher sich daran machte, seine Wunden zu versorgen.

Das Ganze hatte nicht mehr als einige Augenblicke gedauert. Erneut wendete Willard sein Pferd, warf den Schild achtlos weg und nahm das schwere Sattelschwert vom Knauf, eine Flambergeklinge, die sein Onkel selbst angefertigt hatte. Und auf zur nächsten Welle. Dieses Mal brachen die Reiter durch den Ring und hielten Ernte unter den Gruppen Orks, die die Katapulte bedienten. Willard schwang seine Klinge, ein Grinsen auf den Lippen, das aber unter seinem Topfhelm nur erahnt werden konnte. Und auf ihn achtete eh Niemand, jeder Vallconne im Umkreis von 250 Fuß war mit der häßlichen Fresse irgendeines Orks beschäftigt, die darauf aus war, ihm die Kehle durchzubeißen.

Ja, es war ein guter Tag. Da schlug ein Armbrustbolzen in Willards Sattel ein, nur eine Handbreit neben seinem Oberschenkel. Der Soldat schlug einem Ork den Kopf von den Schultern, nahm dann sein Pferd zurück und sah sich suchend um. Irgendwo mußte jetzt gerade ein Grünkopf hektisch damit beschäftigt sein, seine Armbrust erneut schußbereit zu bekommen und er würde bestimmt wieder auf den Reiter schießen. Der Qualm, der von den mittlerweile brennenden Katapulten aufstieg, nahm Willard einen Teil seiner Sicht, und der Helm tat das seinige. Deshalb erkannte der Veteran, der schon seit einem Dutzend Jahre an fast jedem Feldzug der Vallconnan teilgenommen hatte, den unscheinbaren Schatten unter einem der Bäume erst, als dieser die Armbrust zum erneuten Schuß ansetzte.

Rund um Willard schien der Kampf mit einem Mal stillzustehen, kein Geräusch, keine Bewegung. Über den Bügel der Armbrust hinweg sah er dem Ork in das zielende Auge, sah den Schmuck aus Kettenringen um dessen Hals, die verschmutzte Rüstung. Und die kleine, fast zärtlich ausgeführte Bewegung der rechten Klaue, die den Schuß der Armbrust auslöste. Instinktiv versuchte Willard, seinen Schild vor sich zu bringen, und führte seinen Arm nach oben.
Doch sein Schild lag hinter ihm im Schlamm. Unerreichbar fern. Willard glaubte, das Pfeifen zu hören, das der Wind in der Befiederung des Bolzens verursachte. Dann ein stumpfer Schlag auf seiner Brustkachel. Die Wucht riß ihn beinahe nach hinten aus dem Sattel, und sein Pferd, vom Ruck in den Zügeln irritiert, wieherte ängstlich und stieg.

Willards Arm, mit einem Mal kraftlos, ließ die Klinge fallen. Fassungslos starrte der Soldat auf den Bolzen, der bis zu den schwarzen Federn in der Rüstung steckte. Er müßte jetzt doch Schmerzen spüren, oder? Irgendetwas, oder Blut oder gebrochene Knochen, die ihn zusätzlich behinderten. Doch da war nichts, nur eine unbestimmte Taubheit, die sich in seiner Brust breitmachte, wie nach einem kräftigen Schlag beim Boxen.

Um ihn herum erwachte die Welt aus ihrer Erstarrung, liefen Vallconnan dem Feind entgegen, zum Töten bereit, wie schon seit so langer Zeit. Dieses Frühjahr hatten sie bereits unter den Sklaven des Damones gewütet, hatten hunderte in Ullums Hallen gesandt, um einst von ihnen bedient zu werden. Und im nächsten Sommer würden sie über die Mahas gehen, als stolzes Heer, um über die Orks hereinzubrechen wie eine Sturmwoge auf dem Moonlake über ein Fischerboot.

Langsam begann Willards Pferd, sich im Kreis zu drehen, und dem Soldaten blieb nichts übrig, als sich am Sattelknauf festzuhalten und darauf zu warten, daß sein Hengst ihn zurück in Sicherheit tragen würde, wie man es den Schlachtrössern seit einigen Jahren beibrachte. Doch seine Hände versagten ihm den Dienst, und langsam glitt Willard aus dem Sattel. Dabei war er immer ein guter Reiter gewesen, schon in seiner Jugend auf einem Bauernhof in der Nähe von Stalliongate hatte er ein besonderes Gespür für Pferde bewiesen, war regelrecht mit ihnen verschmolzen. Bei einem Wettkampf hatte er sich bewährt, und Hendrick von Laufenburg hatte ihn an seinen Hof geholt, und einen Soldaten aus ihm gemacht.

Der Aufschlag im Schlamm tat Willard weniger weh, als er erwartet hätte. Vor einigen Jahren hatte er sich bei einem ähnlichen Fall beide Arme gebrochen, wie er sich während des Fallens erinnerte, doch nun landete er fast entspannt flach auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten. So müde. Und es war Nacht geworden? Nein, der Helm war mit Schlamm gefüllt, der ihm die Sicht nahm und seine Atmung behinderte. Deshalb rollte er sich ungelenk auf den Rücken und drückte unter Aufbietung seiner letzten Kraftreserven den Helm ab. Die Sicht wurde besser, und der Regen wusch den Dreck aus seinem Gesicht. Doch das Band, das sich um seine Brust gelegt hatte, erschwerte das Luftholen immer mehr, zusammen mit dem Qualm der brennenden Katapulte.

Na ja, immerhin war der Bolzen verschwunden, lediglich eine einzelne Feder ragte noch aus dem kleinen, runden Loch in seiner Rüstung. Nichts ging über hypener Arbeit.

Aber kalt war es geworden. Wahrscheinlich der Regen. Und woher kam das Blut, das seine Finger benetzte? Er mußte sich wohl auf die Zunge gebissen haben, als er fiel. Sollten sich die Feldscher später darum kümmern. Doch als er sich aufrichten wollte, versagten ihm die Beine den Dienst. Gut, dann würde er hier auf die Soldaten warten. War ja auch nicht so wichtig, oder?

Seine Frau und sein Sohn würden jetzt in Hypen sitzen, und sich bestimmt Sorgen um ihn machen. Aber dafür war er ja Soldat, um sein Reich und die Menschen, die darin lebten zu schützen. Und deshalb war er immer guten Mutes unter dem Adler geritten, denn Eonar würde nicht zulassen, daß er vor der Zeit von seinem Posten abgezogen würde.

Die Müdigkeit wurde immer stärker. Nur für einen kurzen Moment ausruhen, danach eine neue Klinge aus der Hand eines Gefallenen nehmen und weiterkämpfen, die Schlachtlinie erneut schließen. Don´t cry but close our line…
Aber in diesem Moment würden die anderen Vallconnan die Schlacht alleine schlagen müssen. Der Qualm wurde immer dichter, nahm die Sicht und füllte seine Lungen. Heftiger Husten setzte ein, und Willard krümmte sich wie ein Bogen, geschüttelt von einem plötzlichen Anfall.

Seine Beine waren eingeschlafen. Und als er sich anschickte, den Waffenrock zur Seite zu schieben, um das Loch besser sehen zu können, da sah er das rote Rinnsal, welches sich über seine schimmernde Platte ergoß. Putzen, aber später, morgen vielleicht, denn es wurde ja schon dunkel, bald würde er den Mond sehen können. Unter dem Mond hatte er um die Hand seiner Frau angehalten, damals auf dem Dorffest, vor so vielen, glücklichen Jahren. Und dieser Mond hatte die Geburt seines Sohnes gesehen. Wo er nun wohl blieb?

Suchend schaute Willard sich um. War denn niemand von seinen Freunden hier, um sich ein wenig zu ihm zu setzen und zu reden? Zum Beispiel diese Frau dort drüben, die da am Waldrand stand und ihn betrachtete. Willard wollte rufen, doch seine Zunge war schwer, genau wie seine Arme. Die Frau jedoch hatte ihn bereits gesehen und kam auf ihn zu, ohne sich um die Schlacht zu kümmern, die rings um sie tobte. Gekleidet wie eine Priesterin des Nehmers, mit einem Morgenstern in der Faust, doch dem Kampf um sie herum fast teilnahmslos gegenüber, schien sie nur Augen für Willard zu haben. Und ihre Augen waren so … tief, fast wie eine Schlucht oben in den Loddies.

Vor ihm blieb sie stehen, jeder Zoll ihres Körpers strahlte Macht aus. Immer noch hielten ihre Augen die Seinen gefangen.
„Komm, Willard, es wird Zeit, zu gehen.“
„Wer bist Du?“
„Als es noch zählte, nannte man mich in dieser Gegend Sylvia.“
„Und wohin wirst Du mich führen?“
„Dorthin, wo dieser Kampf ein Ende für dich hat“
„Aber ich kann doch meinen Posten nicht verlassen, die Anderen vertrauen doch auf mich!“
„Nein Willard, Du verläßt deinen Posten nicht. Du hast dich tapfer geschlagen, doch nun ist dieser Kampf anderen zugedacht.“
Und Sylvia streckte die Hand aus und zog den schwergepanzerten Krieger auf die Füsse, wie andere Mädchen wohl Blumen pflücken würden. All die Müdigkeit fiel von ihm ab, während er den Ring an der Hand der Templerin betrachtete. Ein Silberring mit Runen, auf der Siegelplatte ein schwarzer Drache.

Während Willard den Drachen betrachtete, wandte dieser sein mächtiges Haupt, entfaltete seine ledrigen Flügel und brüllte seine Kraft über das Feld, doch keiner der alten Kameraden hörte den Ruf, nur Willard und Sylvia, und diese lächelte.
„Es wird Zeit, Willard“
„Ich kenne dich! Ja, ich kenne dich von den Fenstern des Schreins drüben in Dragonford! Du bist Sylvia of Malmedy, der zweite Drache von Dragonford.“
„Ja.“
Und Sylvia half dem Soldaten auf den Drachen, der sich sofort in die Lüfte erhob, weg von diesem Schlachtfeld, nach Osten, der Nacht entgegen.
„Wann werde ich meinen Sohn wiedersehen?“
„In vielen Jahren erst, wenn auch er seinen Kreis schließen wird.“
„Sagt mir Sistra, wird es gut sein, dort, wo wir hingehen?“
„Hab keine Angst, Willard.“

Der Mond ging endlich auf, dort hinten am Horizont. Und der Drache flog darauf zu, immer schneller, ein Wettlauf gegen den eigenen Schatten, der tief unter ihnen über das Wasser jagte.
Als Willard zum letzten Mal zurücksah, ging gerade das einzig noch übrig gebliebene Katapult der Orks in Flammen auf, der Auftrag der Reiter war erfüllt worden. Und Willard konnte sich an dieser Eiche sitzen sehen, ganz ruhig, ein Lächeln auf den toten Lippen, den Bolzen in der Brust, die den letzten Atemzug vor wenigen Augenblicken getan hatte.

Und Ralph, der Jungspund, bohrte gerade seinen Rabenschnabel durch die Kehle von Willards Mörder. Alles schloß sich im Kreis aus Werden, Sein und Vergehen. In my whole life I´ve heard the call, and honour will be mine! Lebt wohl, Brüder! Und niemals einen Schritt zurück…

Es war ein guter Tag gewesen, nun wurde es Zeit, für eine lange Zeit auszuruhen. Frieden strömte durch das Herz des Soldaten…

Nun ging es nach Hause, nach einem langen Leben, endlich Friede.

von Marc H., 1999

Steinerne Pferdsköpfe von Longfaye

Es steht ein Turm in Hypen
auf schroffer Felsennas‘.
Da schauen aus dem Fenster
zwei Pferdsköpf‘ weiß und blass.

In längst vergangenen Zeiten
da lebten glücklich dort
die schöne Frau Mengisis
und Sir Richmond Aberforth.

Es war die Zeit in Hypen
so schlimm wie nie vorher.
Der schwarze Tod wütete schlimm
’s gab keine Gegenwehr.

All‘ Lachen jäh verstummte
so traf’s die Menschen hart.
Sie konnten nur noch beten
von Todesangst geplagt.

Pest in Hypen
Hypen in Not.
Der Herr im ganzen Land
war der Schwarze Tod.

Mengisis war noch jung und stark
aber nicht stark genug.
Sie ist an der Pest gestorben
Der Tod kam wie im Flug.

Im Tale dort zum Tempel
zur Ruh wurd‘ sie gebracht.
’s schien, als ob sie schliefe
so friedlich in der Nacht.

Pest in Hypen
Hypen in Not.
Der Herr im ganzen Land
war der Schwarze Tod.

Der Turm lag so gespenstig still
in sternenklarer Nacht.
Doch plötzlich waren Stimmen laut
Sir Richmond war hell wach.

Ein Knecht stürmte lautstark herauf
und brüllte wie ein Tier.
„Sir Richmond, kommt, Eure Frau, sie lebt!
Sie steht vor uns’rer Tür!“

Sir Richmond sprach „Ehe meine arme Frau dort unten steht
ein jeder uns’rer beiden Schimmel hinauf zur Fahne geht.“
Als er das sprach, da hörte er seine Pferde schon treppauf
da wusst‘ er, seine Frau war am Leben und wohlauf.

Die Sehnsucht nach ihrem Richmond
gerade in der größten Not
war stärker als die schlimme Pest
noch stärker als der Tod.

Und weil es wie ein Wunder war
haben sie aus Dankbarkeit
die zwei steinern‘ Pferdsköpf‘ angebracht
am Turm, der heut noch steht.

So erzählt uns die Sage, warum hoch oben am Turm von Longfaye die zwei weißen Stein-Pferdeköpfe angebracht sind. Diese Geschichte pflanzt sich durch die Generationen fort. Niemand weiß mehr genau, wann dies geschah oder ob es überhaupt so und nicht anders war.

Es gibt zaghafte Stimmen, die steif und fest behaupten, dass sich diese Geschichte statt in Hypen tatsächlich in Colona abgespielt haben soll. Aber die Hypener und besonders die Leute in Longfaye sind mehr als überzeugt, dass es keinen anderen Ort geben kann, an dem sich eine solch schöne Geschichte zutrug, die von Wundern und Hoffnung auch in größter Not erzählt – einem Zustand, der im vallconnischen Grenzgebiet wohl niemandem unbekannt sein dürfte.

* * *

OT-Info: Vallconnische Adaption von bekannten Versen zur Richmodis-Sage. Na, wer erkennt die Herkunft der ursprünglichen Verse…?

Lied eines unbekannten vallconnischen Soldaten

Vor vielen Jahren tauchte ein Liedtext auf in den Reihen der vallconnischen Armee, der mit verschiedenen Melodien gesungen wurde. Wer der Verfasser der Zeilen war, ist im Dunkel der Zeit verloren gegangen.

Es heißt, es war ein vallconnischer Kämpe, der mit seinem Trupp in einem Krieg fern von zu Hause kämpfte, da Vallconnan einmal wieder einem befreundeten Reich zur Seite stand. Die Zeilen habe er wohl kurz vor seinem Tod in der Fremde verfasst, in Erwartung des bevorstehenden sicheren Untergangs. Ob er überlebte oder wie die Zeilen zurück in die Heimat kamen, ist nicht überliefert.

Die Verse pflanzten sich fort durch die Generationen der sich im dauernden Krieg befindenden Soldaten, aber auch an so manchem Hofe hörte man es bereits und so manchem Kind wurde es schon zum Einschlafen gesungen.

They say the great dreamer is breathing
With each wisp up in the trees
His three sons mould the world around us
In the cycle of eternity
His eyes are the stars in heaven
Watching o’er us all the while
And his heart beats in Vallconnan
Deep in the stones of ancient time.

We are forty against hundreds
In someone else’s bloody war
We know not why we’re fighting
Or what we’re dying for
They will storm us in the morning
When the sunlight turns to sky
Death is waiting for its dance now
Fate has sentenced us to die.

(chorus)
Vallconnan I am coming home
I can see your woodlands deep and green
And castles made of stone.
I am reaching out won’t you take my hand
I’m coming home to my motherland.
I’m coming home to my motherland.

Oh the captain he lay bleeding
I can hear him calling me
„These men are yours now for the leading
Show them to their destiny “
And as I look up all around me
I see the ragged tired and torn
I tell them to make ready
‚Cause we’re not waiting for the morn.

(chorus)
Vallconnan I am coming home
I can see your woodlands deep and green
And castles made of stone.
I am reaching out won’t you take my hand
I’m coming home to my motherland.
I’m coming home to my motherland.

Now the fog is deep and heavy
As we forge the dark and fear
We can hear their horses breathing
As in silence we draw near
There are no words to be spoken
Just a look to say good-bye
I draw a breath and night is broken
As I scream our battle cry.

(chorus)
Vallconnan I am coming home
I can see your woodlands deep and green
And castles made of stone.
I am reaching out won’t you take my hand
I’m coming home to my motherland.
I’m coming home to my motherland.

We Were Forty Against Hundreds…..

*  *  *

OT-Info: Dieses Lied stammt ursprünglich von Sänger Garth Brooks und erschien auf dem Album Fresh Horses. Wegen der passenden Verse habe ich es als vallconnisches Kulturgut respektvoll adaptiert und textlich nur geringfügig an Vallconnan angepasst. Eine Originalversion des Liedes ist hier zu finden:

http://www.youtube.com/watch?v=rOUiboOsUwU
(Externer Link. Sollte dieser Link einmal nicht mehr aktuell sein, freuen wir uns über eine kurze Nachricht.)

Viel Spaß beim Anhören…

T./M.: Garth Brooks

Sir Leon ist viel größer als Du…

oder:

Letzten Locknartag in Mondschau,
in der Kneipe schräg gegenüber vom Larinartempel…

„…pah! Ihr habt doch keinen blassen Schimmer von Sir Leon. Aber ich war dabei, jawoll! Und ich sage Euch, 12 Fuß misst er vom Boden bis zur Helmspitze. Wenn ich es doch sage, 14 Fuß, oder sogar noch mehr. In Skycastle war ich dabei, und habe an seiner Seite gekämpft. Und ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie er von zwei Dutzend Orks weggeschleift wurde, ach, was sage ich Orks, Oger waren es, mindestens 30, doch er hat sie alle in der Luft zerrissen und ihre Fetzen im Wald verstreut.

Was weißt Du schon! Und dann ist er in die Burg Sky Castle eingefallen, wie der leibhaftige Damones selbst, und sein Helm hat Funken geschlagen, als er Furchen in den Dachstein des Torbogens gerissen hat. Und das Tor ist immerhin 16 Fuß hoch. Aber Sir Leon, ha, der ist nicht nur 17 Fuß groß, der hat auch mindestens 5 Fuß Schulterbreite, da hat so ein Tor natürlich schlechte Karten, denn es ist ja nur aus Felsgestein, sowas stoppt doch keinen vallconnischen Ritter!

Und dann hat Sir Leon eine Eiche mitsamt Wurzeln und Baumkrone aus dem Boden gerissen und als Rammbock benutzt. Und dann hat er den Burghof gestürmt und den ersten 5 Orks einfach die Köpfe abgebissen. Warum er dann damit aufgehört hat fragst Du? Keine Ahnung, wahrscheinlich war er satt oder so…

Manche sagen ja, er habe Riesenblut in seinen Adern, aber das ist nur Gerede. Ich weiß es besser, denn er hat mir sein Geheimnis erzählt, als wir die Brücke zum oberen Teil von Skycastle hielten. Als er ein kleiner Junge war…bei Eonar, bin ich durstig, hat den hier niemand einen Krug Bier für einen Veteran und Kriegshelden übrig?…Aaaah, danke, das tat gut…also, als er noch ein kleiner Junge war, wurde er im Wald von einem Eber angefallen, aber es war kein gewöhnlicher Eber, sondern ein magischer. Und er hat den kleinen Leon in den Oberschenkel gebissen. Seitdem verwandelt sich der Ritter in jeder Schlacht in eine rasende Wildsau. Das kann ich beweisen! Ich habe die Narben der Bißwunde selbst gesehen, immerhin war ich sozusagen sein engster Vertrauter und Berater!

Ja, Du lachst, aber ich habe es gesehen, wie er auf den Feind losging, 20 Fuß hoch, jeder Zoll seiner Haut mit dichten, schwarzen Borsten bedeckt, rotglühende Augen, aus denen kleine Blitze zuckten, gewaltige Hauer, mindestens so lang wie.. ja wie diese Flasche Wein da, gib die doch mal durch…njam, wo war ich?…ach ja soo lang und dick wie ein Maiskolben im Herbst. Nein, nicht das, seine Fangzähne! Blödmann…

Und weil der König Angst hat, daß Leon irgendwann in Raserei gerät und einen Verbündeten frißt, hat er nun veranlaßt, daß quer über das Bel Croix Wappen eine schwarze Wildsau aufgemalt werden muß, sozusagen als Warnung. Denn überlegt doch mal, wenn dieser 22 Fuß große Berserker König Roland verschluckt, dann haben wir wieder nun Ärger im Süden…

Und wißt Ihr, was Sir Leon jetzt vorhat? Er will die Wildschweinjagd und den Verzehr von Wildschweinbraten auf seinem Grund und Boden untersagen, weil diese Tiere ja praktisch zu seiner Familie gehören…“

von Marc H., 1998

Farewell

Locknar hat heut` nacht genommen
was Eonar gehalten hat,
von Larinar dereinst gekommen,
starb hier ein Mann an meiner statt.

Hab Dank für deinen Mut, mein Bruder,
und kehre heim in Ullums Land.
Wir sehen uns im Kreislauf wieder,
dein Name bleibt mir stets bekannt.

Ein Freund kehrt heim, das Heer zieht weiter,
der Adler ruft zur nächsten Schlacht.
Das größte Opfer, tapf´rer Streiter,
hast Du heut` nacht für uns gebracht!

von Marc H., 1998

Rätsel über Rätsel

…oder „Pamsel“.

Eine Erzählung über Geschehnisse auf der Grenzfeste Dragonford.
Erlebt und aufgeschrieben von Sir Braddock im 4. Locknar 497 v.K.

Der Wind war kälter geworden. Der Tag neigte sich dem Ende. Eigentlich hätten beide schon da sein sollen. Doch ich kannte sie zu gut, um mir jetzt schon Sorgen zu machen. Ich stand mit einem Becher gutem Wein und schweren Gedanken in der Halle am großen Kamin. Das Gemäuer war mir immer noch nicht ganz zur Heimat geworden, obwohl ich schon vier Monate hier auf Dragons Keep lebte. Und gerade in dieser Nacht waren die dunklen Steine sehr erdrückend und gespenstig.

Ich hörte nicht, daß die große Tür geöffnet wurde. Doch der kalte Luftzug in meinem Nacken fuhr mir tief ins Gebein. Die donnernde Stimme von Major  Graham dröhnte durch den Saal. „Sire, es ist Besuch eingetroffen.“ Langsam drehte ich mich um. Da stand Martin im Türbogen. Er sah müde und erschöpft aus, aber er lachte mir entgegen. Wir begegneten uns in der Mitte des Raumes und fielen uns in den Arm. So viele Abenteuer hatten unsere Freundschaft gefestigt. „Martin, ich freue mich, daß du endlich da bist. Wie war die Reise?“- „Wir kamen gut voran. Aber ich bin froh, endlich am Ziel zu sein. Wo ist Leon?“ – „Er ist noch nicht da, aber er müßte bald kommen. Soviel ich weiß, kommt er direkt aus Mondschau. Aber setzt euch doch und ruht euch aus…  Major?“ – „Sire !“ Immer wieder versetzte mich der Major in Erstaunen – und jedesmal zuckte ich zusammen. Major Graham Attwood hatte die – gute? – Angewohnheit, immer da zu sein wo man ihn brauchte, aber nicht erwartete. „Die Männer von Sir Martin of Mont Rigi sollen Quartier beziehen und versorgt werden.“ – „Jawohl, Sire.“ Der Major verließ den Saal und man hörte ihn draußen mit seiner alles übertönenden Stimme Befehle über den Hof brüllen.

Martin und ich nahmen am großen Tisch in der Mitte der Halle Platz. Martins Knappin Carol setzte sich ebenfalls. Ein Ordonanzsoldat der Freiwache brachte uns neuen Wein und etwas zu Essen. Wir unterhielten uns über unser Vorhaben, nach alten Schriften oder Aufzeichnungen zu suchen. Leon hatte die Idee gehabt und seit ich damals auf der Königsjagd das Pergament der Spinne fand, war auch ich davon besessen, weitere Hinweise zu finden. Sobald Leon eingetroffen war, wollten wir mit unserer Suche beginnen.

Etwas später ersuchte ein Reisender Gehör bei mir. Er berichtete, daß er unten im Dorfe auf einen Wagenzug mit anderen Handwerkern seiner Zunft warte. Diese seien überfällig und er mache sich Sorgen. Sie wollten durch den Hertogenwald reisen und schon am vorherigen Tage eingetroffen sein. Die Dämmerung war schon weit fortgeschritten, also versprach ich ihm, am Morgen eine Patrouille zu schicken. Ich beruhigte ihn und ließ ihn in der Herberge im Dorf einquartieren. Wahrscheinlich hatten sich die Menschen nur im letzten Gasthaus festgesoffen. Martin und ich wandten uns wieder unserem Plan zu. Wir vertieften uns in Ideen und Mutmaßungen und sammelten noch einmal alle bisherigen Informationen.

Plötzlich flog die zweiflügelige Tür der Halle auf und der Major kam hereingeeilt. „Sires, die Südpatrouille ist zurück. Sie haben etwas gefunden … Aber seht es euch am besten selbst an.“ Wir folgten dem Major auf den dunklen Hof. Dort standen etwa zwei Dutzend Soldaten, die durch die Aufruhr neugierig geworden waren. Die wenigen Fackeln im Sturm tauchten die Szenerie in ein unwirkliches Licht und der Auslöser der Unruhe ließ auch uns kurz den Atem stocken. Vor uns auf dem Boden lag, noch halb in eine Plane gehüllt, ein lebloser Körper, seltsam verrenkt. Der Major brach als erstes das Schweigen. „Er wurde am Waldrand gefunden, auf dem Karrenpfad.“ – „Major, ich möchte die Patrouille gleich in der Halle sprechen. Laßt die Leiche in die Schmiede bringen und aufbahren. Und ich möchte, daß keiner an den Körper herangeht. Wir werden ihn uns gleich noch einmal genauer ansehen.“ Das Bündel wurde weggeschafft und wir gingen in die Halle zurück. Kurze Zeit später standen zwei Dutzend Männer vor uns. Wir befragten Sie noch einmal genauer nach den Gegebenheiten. Doch viel wußten die Soldaten auch nicht. Wir erfuhren, daß der Tote etwa zehn Schritt in den Wald hinein auf dem Weg gelegen hatte. Es machte den Anschein, als sei er in Todesangst gestorben und erstarrt. Seine Spur kam den Weg entlang aus dem Wald. Sonst gab es keine Spuren.

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Nach kurzer Beratung gingen Martin und ich zur Schmiede hinüber. Carol folge uns. In dem kreisrunden Raum stand trotz kalter Esse und hohem Gewölbe der beißende Geruch von Schmiederauch. In der Mitte lag der Leichnam des Unbekannten auf einer Werkbank aufgebahrt, verdeckt durch eine Zeltbahn. Wir schickten die meisten Leute aus dem Raum. Die Wachen sollten vor der Tür bleiben und einige Wachen waren im ersten Stockwerk des Turmes. Nur noch fünf Menschen blieben in der kalten Schmiede zurück. Martin und ich, Carol wartete hinter uns, der Major stand im Türrahmen, den er fast vollständig versperrte, und da war der tote Körper des auf so grausame Weise entstellten Menschen. Die Stille drückte auf die Köpfe, so daß wir einen Augenblick wie erstarrt verweilten, ehe Martin als erster einen Schritt an den Tisch machte. „Lassen wir´s hinter uns bringen.“ sagte er und schlug die Plane zurück. Auch jetzt sah der Fremde nicht weniger schrecklich aus, wie zu Stein erstarrt, mit den Armen vor sich ausgestreckt und den Beinen angezogen und bleich wie Kalk.

Langsam begannen wir, den Körper genauer zu betrachten. Die Gliedmaßen waren in dieser verkrümmten Haltung wie aus Eisen und nicht zu bewegen. Am linken Oberschenkel fanden wir eine große Wunde, als ob das Fleisch von den Knochen gerissen wurde. Plötzlich schrie Carol laut auf. Sie war auch an den Tisch herangetreten und stand am Kopfende. „Sire, seht!“ Carol war fast so bleich geworden wie der vor uns liegende. Und als wir ihrem Blick folgten, erkannten wir am Hals des Unglücklichen zwei kleine Löcher, einen Finger breit auseinander. Sofort schoß mir ein Gedanke durch den Kopf. Doch es war Martin, der sprach. „Wir sollten sofort nach einem Priester schicken. Ich kenne solche Male… Kirsonisches Pack.“ –  „Major…“ sagte ich nur, als dieser schon erwiderte „Ich werde ihn holen lassen.“ Er verließ den Raum und der kalte Wind zog herein. Als er wiederkam, gab ich Befehl, daß niemand in diesem Raum verweilen sollte. Vor der Tür sollten ein halbes Dutzend Männer postiert werden. Die andere Hälfte des Squads sollte die Feuerwache im ersten Stock verstärken.

Wir schlugen die Plane wieder über den Körper. Martin öffnete die Tür und wir wollten den Raum verlassen, als ich aus den Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Hastig drehte ich mich um und sah, daß eine Hand plötzlich aus der Plane herausragte. Martin sah es auch und zog mit einer Bewegung die Plane weg und seinen Dolch aus dem Gürtel. Doch nichts sprang uns an und auch sonst sah jetzt wieder alles wie vorher aus. Nach einigen Augenblicken der Ratlosigkeit wiesen wir den Major an, seine Wachen zu besonderer Aufmerksamkeit anzuhalten. Ich zog die Plane wieder über den Tisch und wir wandten uns erneut zur Tür. Diesmal nahm ich mir vor, aufmerksamer zu sein. Und just, als Martin am Türring zog, offenbarte sich das Geheimnis. Wieder öffnete sich die Tür, wieder blies uns kalte Nachtluft ins Gesicht und wieder hob der Wind die Plane an und ließ wie zum Hohn genau die selbe Hand des Toten wieder zum Vorschein treten.

Wir ließen die Schmiede hinter uns und ich muß gestehen, daß ich froh darüber war. Wir hörten Carol hinter uns tief durchatmen, als wir den Hof überquerten. Die große Halle mit den zwei flackernden Kaminfeuern empfing uns mit Wärme und einem Gefühl von Sicherheit. Die Zeit, bis daß der Priester, Pater Anthony, kam, erschien uns wie eine halbe Ewigkeit. Jedes Mal, wenn irgendein Soldat die schwere Tür hereintrat, drehten wir uns erwartungsvoll um, nur um zu merken, daß es immer noch nicht so weit war.

Pater Anthony war recht unleidlich, daß er zu dieser Zeit geweckt wurde, doch er nahm seine Aufgabe sehr ernst und gewissenhaft. Als er in der Halle eintraf, zögerten wir keinen Augenblick. Damals war es mir nicht aufgefallen; aber als ein Wachsoldaten mit dem Priester von draußen eintrat und die Tür wie allgemein üblich im Vorbeigehen zustieß, blieb diese wie fest geleimt noch einen Augenblick offen, ehe sie doch noch zufiel. Doch ich hatte andere Gedanken im Kopf, so daß ich mir über klemmende Türscharniere keine Sorgen machen wollte…

Wir gingen zurück in die Schmiede. Der Priester vollzog seine Weihe und führte den Unglücklichen Locknar, dem Nehmer zu, auf daß Larinar neues aus dem Atma schaffen kann.

Sichtlich erleichtert waren wir alle. Trotzdem beschlossen Martin und ich, noch einige Zeit auf dem Posten zu bleiben, denn beide hatten wir noch immer ein ungutes Gefühl im Bauch. Nur Carol sollte zu Bett gehen und die wenigen verbleibenden Stunden der Nacht nutzen, etwa Schlaf zu finden. Ein Ordonanzsoldat brachte Martin und Carol in die Gästekammer. Kurz darauf kehrte Martin zu mir in die Halle zurück.

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Nur im Nachhinein konnten wir nachvollziehen, welche Ereignisse sich zutrugen in den folgenden Stunden. Doch zuerst war alles sehr mysteriös.

Martin und ich ließen uns noch einen Happen und einen guten Schluck bringen, als plötzlich Carol verstört und hastig zu uns eilte. Ich sah sie als erster aus dem Treppenhaus treten und sprang auf „Was ist geschehen ?“ Martin hatte sich ebenfalls umgedreht und trat zu seiner Knappin: „Carol, sag schon. Was ist los ?“ Sie berichtete stockend und knapp. „Ich wurde wach durch ein Geräusch oder etwas anderes. Als ich mich aufsetzte, konnte ich nichts ungewöhnliches erkennen, doch mir war so, als ob ich nicht alleine wäre. Ich stand auf und wollte mich umsehen. Dann sah ich, daß Eure Satteltasche offen stand, Sire. Ich bin mir sicher, daß ich Sie verschlossen hatte.“ Carol hatte noch nicht den letzten Satz voll ausgesprochen, als Martin und ich schon auf dem Weg nach oben.Martins Kammer wurde nur erhellt durch das Licht des heruntergebrannten Kamins. Ich holte aus dem Treppenhaus eine Fackel. Indessen hatte Martin den Raum schon betreten. Carol stand zögernd an der Tür. Als ich die Fackel im Zimmer hochhielt, sahen wir mehr. Doch alles sah normal aus. Martin ging zu seinem Gepäck. Die Satteltasche war verschlossen ! Zuerst vermutete ich, daß Carol wohl schlecht geträumt haben wird. Martin, der einen Blick auf Carol warf, dachte wohl ähnliches. Doch bei der Durchsicht der Papiere stellte Martin fest, daß ein Schreiben des Königs fehlte. „Also war wirklich jemand hier.“ – „Ich kann mir nicht vorstellen, daß einer meiner Männer das getan hat. Doch wir müssen trotzdem auf der Hut sein. War es ein wichtiger Brief ?“ – „Glücklicherweise nicht. Carol, hast Du wirklich niemanden gesehen ?“ – „Nein, nur dieses Gefühl, aber sonst war nichts im Raum.“ Nach einigen Minuten hatten wir uns davon überzeugt, daß im Raum wirklich alles sonst so war, wie vorher. Also sollte sich Carol wieder hinlegen. „Versuch trotzdem ein wenig, zu schlafen.“ Mit diesen Worten ließ Martin Carol zurück und folgte mir nach oben zu meinem Gemach. Hier war nichts zu entdecken, was auf eine Durchsuchung schließen ließ. Wir gingen nach unten zurück, wo ich dem Major diese Geschichte erzählte. Ich ließ im Treppenhaus eine Doppelwache aufstellen, die jeden Zutritt zu den Gemächern verweigern sollten, es sei denn, der Major, Martin oder ich würden persönlich kommen. Niemand sollte jedoch etwas über die Geschehnisse erfahren, bis wir mehr wußten. Major Graham runzelte wie selten ratlos die Stirn, über die seltsamen Vorgänge, doch er gab die Befehle weiter. Ich beschloß, noch eine Weile meine Gedanken zu ordnen. Martin wollte endlich etwas Schlaf bekommen nach der Reise und dem aufreibenden Abend. Er ging noch in die Küche, um einen Krug Wasser für sich und einen Humpen Milch mit Honig für Carol zu holen.

In der Küche brannte wie üblich ein kleines Kochfeuer, an welchem sich die Soldaten der Readywatch einen Würzwein oder eine Suppe holen konnten. Der Raum war ansonsten dunkel und verlassen. Martin erzählte mir am nächsten Morgen, daß er in der Küche Steven, meinen Kämmerer getroffen habe. Er hätte wohl etwas unwirsch geklungen, schroff und ungewohnt zurückhaltend. Doch das lag wohl augenscheinlich an der fortgeschrittenen Stunde. Mit einem Krug Wasser und einem dampfenden Becher heißer Milch ging er vorbei an der Wache im Treppenhaus auf seine Kammer. Carol wurde wach, als er eintrat und beide bemerkten wohl fast gleichzeitig, daß die Satteltasche wieder offenstand. Carol hatte fest geschlafen und diesmal nichts gemerkt. Als Martin nachsah, war das königliche Schreiben wieder da, wo es gesteckt hatte. Da nichts weiter zu entdecken war, legte sich Martin ebenfalls hin.

Ich bin nach einer guten Weile ebenfalls in meine Kammer gegangen. Mein Blick nach Westen aus dem hohen Fenster meines Gemachs war heute mehr beruhigend als sonst. Die nur vom blassen Mondschein erhellten hügeligen Wälder waren im Moment scheinbar ruhiger, als der trügerische Friede auf meiner eigenen Burg. Ich versuchte, den Gedanken zu verwerfen und legte meine Kleider ab. Im Untergewand schlug ich die Bettdecke zurück. Im selben Moment schnappte ein dunkles Etwas nach mir. Mitten auf meinem Bett lag eine schwarz glänzende Schlange. Ihr Kopf war hoch erhoben und sie zischte mich an. Immer wieder schnellte ihr Kopf nach vorne, um mich zu beißen. Ich wich schnell zurück und tastete nach meinem Schwert. Als ich es endlich gezogen hatte, schlug ich auf das Tier ein. Mehrere Hiebe verfehlten ihr Ziel in der Dunkelheit, bis ich sie endlich traf. Doch hörte die Schlange erst nach einigen weiteren Hieben auf, zu schnappen. Trotz ihrer Verletzungen kroch sie noch recht flink unter das Bettgestell.

Durch den Lärm der Schläge und durch mein Fluchen aufgeschreckt, stürzten Martin und Carol herein, gefolgt von den Wachen aus dem Treppenhaus. Gemeinsam schoben wir das Holzgestell beiseite und nach einigen langen Augenblicken hatten wir das Tier erschlagen.

Die Reste ließ ich in eine hölzerne Kiste packen und diese verschließen, damit der Alchimist sie noch ansehen konnte. Zwar war jetzt wieder Ruhe eingekehrt, doch aufgewühlt, wie ich war, konnte ich nicht schlafen. Nach einer gründlichen Durchsuchung der Kammer warf ich die zerfetzte und besudelte Strohmatratze hinaus und ließ mir aus dem Vorrat auf dem Dachboden einen Strohsack bringen.

Schwer fand ich Ruhe, doch irgendwann senkte sich auch über mich der bleierne Vorhang tiefen Schlummers. Unausgeruht weckte mich der Hahn aus traumlosem Schlaf.

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Wir erreichten den Waldrand recht früh am Vormittag. Der Himmel war klar und die Sonne schien uns ins Gesicht, als wir auf der Wachstraße Richtung Süden ritten.

Gegen Sonnenaufgang waren wir aufgebrochen. Sichtlich müde waren Martin und Carol, als sie zum schnellen Frühstück kamen. Viel besser fühlte ich mich auch nicht, doch die Geschehnisse der letzten Nacht brachten meinen Geist recht bald wieder zum arbeiten. Der Major hatte bereits einen berittenen Squad zusammengestellt, angeführt von dem Lieutenant, der die Patrouille am letzten Abend befehligt hatte.

Wir ritten schnell und ohne Aufenthalt, kreuzten bald den Weg nach Ironhill und gelangten zur Kreuzung der großen Wachstraße mit dem Karrenpfad durch den Hertogenwald. Der Waldrand war noch einige Achtelmeilen entfernt, doch das Gelände davor war flach und in der Ferne ragte drohend wie eh und je der düstere Saum des verwunschenen Forstes auf. Ohne Halt schwenkten wir auf den Karrenpfad und eilten weiter. Unmittelbar vor den ersten Bäumen hielten wir das erste Mal richtig an, um den Pferden eine Verschnaufpause zu gönnen und uns selbst einen Moment der Beratschlagung zu verschaffen. Der Squadleader deutete auf den gähnenden Schlund, in dem der Weg im Wald verschwand. Also ritten wir – jetzt langsamer – in den Wald hinein.

Unter dem Blätterdach war das ewige Dämmerlicht unverändert. Wir ritten weiter und der Wald schloß sich um uns. Kurz darauf deutete der Offizier der Abendpatrouille auf eine Stelle des Weges.  „Dort lag er. Die Spur ist noch zu erkennen. Er kam aus dem Wald, den Weg entlang.“ Wir schauten uns um, durchwühlten das nahe Unterholz, doch wir fanden nichts weiteres. Es blieb uns nur, dem Weg weiter ins Waldesinnere zu folgen.

Der alte Karrenpfad war schmal und an vielen Stellen von wuchernden Pflanzen fast zugewachsen. Der Weg zog sich in einigen leichten Windungen in die Tiefe des Waldes hinein. Die Stille des Waldes war bedrückend und trügerisch. Wir erreichten eine Biegung des Weges, die wir nicht einsehen konnten. Alle waren durch das Dämmerlicht des Forstes und die wachsende Spannung gereizt und unruhig. Vor uns bog der Weg nach rechts ab und verschwand hinter einem Felsen, der, beinahe wie ein Nagel aus dem Boden ragend, fast die Höhe der riesigen Bäume erreichte. Langsam ritten wir weiter. Mein Blick war nach oben gerichtet, zur Spitze des Felsens. Ein wunderbarer Ort für einen Hinterhalt. Mein ganzer Körper straffte sich, als ob gleich der erste Schlag auf mich heruntersausen würde. Doch nichts dergleichen passierte. Vielmehr wie versteinert blieb mein Blick auf etwas hängen, als mein Blick wieder den Pfad erreichte.

Der Weg beschrieb gleich nach der Biegung nach rechts, welche wir gerade umritten, eine weitere Kurve nach links und führte in eine Art Hohlweg hinab. Die Böschung an beiden Seiten des Weges war gut eine Mannslänge hoch und das dichte Unterholz hing bis über die Kante. Was allerdings meine Augen festhielt, war genau in der Mitte der vor uns liegenden Schlucht. Ich hörte einige geflüsterte Bemerkungen und in meinem Rücken stieß jemand scharf den Atem aus …

Als wir uns von unserem ersten Schrecken erholt hatten, begann mein Verstand wieder, zu arbeiten. Ich musterte das Szenario genauer, als wir abstiegen und uns zu Fuß dem Hindernis näherten. Ein Pferdekarren blockierte den gesamten Weg, doch sah es aus, als sei er einfach stehengelassen worden. Keine Seele war zu sehen. Ich ließ die Männer das nähere Gebiet absuchen. Martin, Carol und ich sahen uns den Wagen genauer an.

Der zweiachsige Wagen war bis unter die halbrunde Plane vollgeladen mit Handelswaren. Carol bemerkte das Loch im Dach der Plane zuerst. Als unser Blick nach oben wanderte, schauderte es wohl uns allen. Zwischen den Bäumen waren in etwa fünf Mannshöhen silbrige Fäden zu sehen, doch von solchen Ausmaßen, daß „Fäden“ wohl etwas untertrieben wirkt. Wir gaben eine Warnung an die Männer und ließen sammeln. Einige Soldaten hatten eine Art Schleifspuren gefunden, die vom Weg wegführten.

Ich teilte die Männer ein. Zwei sollten bei den Pferden bleiben, weitere drei durchsuchten den Wagen nach Hinweisen und sollten ihn vom Weg schaffen, damit der Pfad wieder passierbar wurde. Der Rest folgte uns in den Wald hinein. Die Spur war deutlich erkennbar, doch bestimmt keine Schleifspur. Das Unterholz und der Bodenbewuchs waren säuberlich niedergedrückt, als wenn es ein vielbenutzter Pfad sei. Es war merkwürdig.

Unsere zehnköpfige Truppe folgte der Spur immer weiter in den Wald, fort vom Weg. Auch hier waren die „Fäden“ zu sehen. Hier und da konnte man welche in den Bäumen sehen. Wir liefen bestimmt eine Stunde, da meldete unser Vorläufer ein Hindernis, auf welche die Spur direkt zulief. Nach kurzer Zeit standen wir vor einer aus diesen Fäden gewebten Wand, vielmehr eine Art kreisrunder Kuppel, von der wir nicht wußten, ob sie oben geschlossen war. Sie maß etwa achtzig Schritt im Umfang. Offensichtlich gab es kein Hinein. Die Spur führte genau in die Wand hinein, ohne ein Zeichen einer Öffnung. Wir umliefen dieses Etwas mehrfach, bis uns an einer Stelle, an der ein großer umgestürzter Baum in das Flechtwerk verwoben war, etwas ins Auge fiel. Den hohlen Stamm hatten wohl die fleißigen Weber übersehen.

Ein Blick ins Innere durch die Öffnung gab keinen weiteren Aufschluß. Also sandte ich zwei Männer zurück, um Meldung zu machen und die restlichen Leute zur Verstärkung zu holen. Doch wollten wir nicht warten und machten uns auf, einer nach dem anderen durch den hohlen Stamm zu kriechen. Unser Sergeant machte mit dem Corporal den Anfang. Danach folgte Martin, dann ich und die restlichen Soldaten. Carol stand am Ende der Reihe.

Der Sarge erreichte das Ende der Röhre, richtete sich auf und trat den Weg in Ullums Hallen an. Denn wie aus dem Nichts kam ein dunkles Etwas von links auf ihn zugesprungen, warf ihn um und begrub ihn unter sich. Seine Schreie waren furchtbar. Ein weiterer Schatten tauchte genau vor der Öffnung auf. Corporal William konnte noch den Dolch ziehen, um sich zur Wehr zu setzen. Doch unser Vorankommen war vorerst zu Ende. Nur mühsam konnte sich William erwehren, doch einige glückliche Treffer schwächten das Monster so sehr, daß auch Martin und ich aus dem Ende des Stammes kriechen konnten.

So standen wir drei, die Waffen in der Hand und das Blitzen Locknars in den Augen. Es bot sich uns ein grauenvolles Bild. Das Etwas, was unseren Sergeant auf dem Gewissen hatte, war eine mannsgroße Spinne, schwarz mit langen Haaren an Körper und Beinen und angsteinflößenden Beißscheren. Sie kauerte immer noch auf dem leblosen Körper, dessen Wappenrock langsam von Rot durchzogen wurde. Die zweite Spinne war nicht kleiner, aber sehr viel aktiver. Ich starrte noch auf das Drama, als Martin schon William zu Hilfe kam. Zu zweit drängten sie das zappelnde Tier langsam zurück.

Erst jetzt bemerkte ich, daß sich im Hintergrund dieses Runds an verschiedenen Stellen der Boden bewegte. Gut ein Dutzend weiterer Achtbeiner quoll aus dem Boden, manche schnell, andere langsamer auf uns zu. Gerade ein weiterer Soldat hatte Zeit genug, sich aus dem Baum zu zwängen, bis wir gegen die nächsten Angreifer antreten mußten. Jeder von uns Vieren sah sich wohl zwei oder mehr Viechern gegenüber. Wir schwangen unsere Schwerter, doch schienen unsere Hiebe wenig mehr auszurichten, als sie auf Distanz zu halten. Die Schwertarme wurden uns schon müde, bis wir die ersten dieser Bestien in den Kreislauf gesandt hatten. Die Kämpfe zogen sich auseinander. Nach und nach kamen die anderen durch den Baum und fanden genügend Gegner für jeden. Carol schwang ihren Kolben tapfer.

Als mir kurze Zeit blieb, ehe mich neue Spinnen erreichten, sah ich mich hastig in dem Terrain um. Die gewebten Wände erreichten wohl eine Höhe von 10 Schritt. Ein Dach fehlte, man sah den blauen Himmel, was ein wenig erleichternd auf mich wirkte. Die Lichtung war mit hüfthohem Buschwerk bewachsen. Links von mir, es mag wohl Richtung Norden gewesen sein, war ein Wasserloch, schilfbewachsen und modrig riechend. Überall verstreut lagen Beutereste, Knochen und Kot der Biester, der meiste Wuchs war niedergedrückt. Ich blickte zu Martin und meinen Leuten hinüber. William und Martin standen dicht beieinander und schlugen auf drei Achtbeiner ein. Zwei zusammengekrümmte schwarze Haufen lagen unmittelbar daneben – erfolgreich! Einer meiner Leute hatte mit seinem Speer den Mörder des Sarge zum Nehmer geschickt. Die beiden anderen schlugen sich tapfer gegen eine Überzahl.

Eine Spinne wandte sich von Martin um und bewegte sich erstaunlich gewandt auf mich zu. Ich trat um einen Busch herum, um besser schlagen zu können. Eonar möge gerecht sein – mein linker Fuß verfing sich im Efeu und ich strauchelte. Schwer landete ich auf der Seite, wobei ich mit vollem Gewicht auf meinem Schwertarm lag, meine Klinge eingeklemmt. Schon war diese haarige Bestie über mir, schnappte mit ihren Zahnreihen nach meinem Gesicht. Als ich bereits blutende Schrammen im Gesicht und auf dem Schildarm hatte und meine linke Hand gefühllos wurde, spritzte mir plötzlich etwas ins Gesicht. Im ersten Moment dachte ich, es sei mein eigenes Blut, aus einer Kopfwunde strömend. Da ich keinen größeren Schmerz empfand, kam mir die Angst, die Spinne hätte Gift gespuckt. Doch es war das Blut der Spinne, welches rund um einen Speerschaft herausquoll, der im Kopf der Spinne steckte.

„William Shawn Sheppard, stets zu Diensten“ sagte der Soldat in dem typischen ost-saltwayer Akzent, den ich nie mehr vergessen sollte. Der Mann zog den Speer aus dem zuckenden Leib und verschwand sogleich wieder aus meinem Blick. Ich stand auf und sah zu den anderen. Martin war bei Carol. Zusammen schlugen sie auf eine Spinne ein. Der Soldat Sheppard trieb eines dieser Monster vor sich her, stieß ihr den Stahl tief in den Leib. Den Corporal konnte ich nicht sehen, die beiden anderen Soldaten waren in der Nähe unseres Eingangs. Der eine versorgte wohl gerade den anderen. Ich konnte nur noch eine Warnung schreien, als bereits die Spinne, die sich aus dem Baum über den beiden abseilte, den knienden Mann ergriff und ihn schreiend und zappelnd nach oben zog. Geistesgegenwärtig, aber sichtlich schwach schlug der Liegende mit seinem Schwert nach dem Tier, traf die Spinne am Torso, aus dem Blut hervorspritzte. Der Achtbeiner ließ meinen Mann fallen, der leblos zu Boden ging. Sie attackierte den Verletzten, der sich gerade auf den Knien halten konnte. Ich packte mein Schwert fester und rannte los. Im Laufen sauste meine Klinge herunter auf das Hinterteil der Spinne. Sie hinterließ eine tiefe Wunde, doch nicht genug, um das Tier zu töten. Sie zog sich etwa zwei Schritt hoch an ihrem Faden vom Boden weg. Zu ihr aufblickend bemerkte ich erst im letzten Moment, daß mir eine andere Spinne in den Rücken springen wollte. Ich wirbelte herum und stieß zu. Locknar sei Dank traf ich sie zwischen die Augen und sie sackte zusammen. Ich selbst verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Rücken, direkt unter der hängenden Gefahr. Sogleich wollte die Kreatur sich auf mich herablassen, doch sie bohrte sich so mein Schwert, das nach dem Sturz mit der Spitze nach oben in meiner Hand lag, selbst in den Leib, bis es oben wieder heraustrat. Mit Mühen befreite ich mich von dem Leichnam auf mir und sah nach den beiden anderen. Der Verletzte, Soldat John,  lebte. Der, der ihn versorgt hatte, lag mit gebrochenem Genick auf dem Bauch, das Gesicht ins Gras gedrückt. Ullum, nimm unseren Kamerad Jacob in deine Hallen auf.

Die anderen Kämpfe ebbten ebenfalls langsam ab. Alle Gegner schienen besiegt. Martin und Carol hatten eine Hand voll zerfetzter Spinnenleiber um sich herum liegen. Der Soldat Shawn Sheppard gab gerade einem Viech den Rest und verstreut lagen noch mehr Kadaver. Doch auch wir hatten Verluste. Der Sergeant war fürchterlich entstellt worden. Corporal William lag mit zerbissenem Gesicht und aufgerissenem Brustkorb unter einer toten Spinne und dem Soldat Jacob war das Genick gebrochen worden. Wir legten unsere Toten nebeneinander und begannen, uns umzusehen in dem Rondell.

Wir fanden in einer Grube einige Phiolen, teils leer, teils mit Resten eines unbekannten Gebräus und beschlossen, sie mitzunehmen. Auf einem Haufen lagen die Leiber der Menschen, die wohl die Kaufleute waren, wie wir vermuteten, grauenvoll verstümmelt.

Bevor wir abmarschierten, sahen wir uns noch den Tümpel an. Er war größer, als zunächst zu sehen, da viele trügerische Grassoden bereits schwimmende Fetzen auf grundlosem Moor waren. Dort machten wir eine grausige Entdeckung. Wir sahen im Morast unter der Wasseroberfläche einen völlig verstümmelten Körper, an dem nur noch die Knochen menschlich aussahen. Doch hingen an ihm Fetzen eines Wappenrockes mit abgesetzten Steifen …

Da wir alle gestern vergeblich auf Leon gewartet hatten, der alleine von Mondschau kommen wollte, kam uns ein schrecklicher Verdacht. Martin schluckte hörbar, Carol wandte sich ab und ich mußte mich auch zusammenreißen. Dann entdeckte Carol am Ufer unter den Überresten der Ausrüstung eine lederne Schriftentasche bei dem Leichnam. Martin hob sie auf und öffnete sie. Das Pergament war unbeschädigt. „… ich bin aufgehalten worden und komme erst Ende der Woche … Leon“ Das Schriftstück brachte zwar Erleichterung, doch die Trauer um einen Landsmann blieb.

Wir zogen den Toten aus dem Wasser, doch noch ehe ich wieder auf trockenem Boden stand, zog mir etwas die Beine weg, daß ich der Länge nach im Wasser landete. Vor mir im Wasser tauchte der Schlund einer Schlange auf, einer Schlange mit einem Körper so groß, wie ein alter, dicker Baum und faustgroßen, schwarzen Augen. Ihre Zähne waren fingerlang und schimmerten gelblich. Ungeschickt zog ich noch auf Knien meine Klinge und schlug zu. Bei dem Treffer entglitt mir das Schwert und versank in der schwarzen Tiefe des Tümpels. Martin reagierte besser und schlug mit dem Kolben zu, während er mich mit Carols Hilfe aus dem Wasser zog. Meiner Waffe beraubt suchte ich nach einem Ersatz. Ich fand die Axt eines Soldaten am Boden und gemeinsam gingen wir die Schlange an. Drei oder vier Mal tauchte sie noch auf. Wir trafen sie schwer und ihr braunes Blut färbte das dunkle Wasser noch düsterer. Dann verschwand sie unter dem Sumpf, ob lebendig oder tot, kann keiner von uns sagen.

Noch bevor die restlichen Männer vom Weg zu uns stießen, hatten wir die Verletzten und unsere Toten aus dem Rund gebracht. Gemeinsam schafften wir sie zum Weg und zu den Pferden.

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Später schickte ich drei Squads zu der Stelle, um das Rund abzufackeln, die Kadaver zu verbrennen und den Leichen der Kaufleute nahe des Weges ein Begräbnis zu geben. Ich ließ einen Stein aufstellen, der das Grab markiert.

Erst im nachhinein fügte sich für uns alles zusammen. Die Spuren im Buschwerk waren von der Riesenschlange. Sie führten direkt zum Tümpel. Erst danach müssen die Spinnen ihre Burg gewoben haben. Sie hatten die Kaufleute auf dem Weg überfallen und verschleppt. Doch warum, das sollte uns erst später klar werden.

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Zurück in Dragonford erwartete uns bereits am Zwingertor die Nachricht, daß auch hier keine Langeweile aufgekommen sei. Denn gegen kurz vor Mittag war in der großen Halle der Fußboden weggesackt. Mitten im Raum fanden wir einen etwa drei mal vier Schritt großen Krater vor, der etwa zwei Schritt tief war. Einer der Tische war hineingestürzt. Eonar sei Dank, war niemand verletzt worden. Außerdem war Steven, mein Kämmerer, seit der Nacht nicht mehr gesehen worden.

Die Halle hatte einen natürlichen Boden aus Fels und festgestampfter Erde. Bisher waren wir der Meinung gewesen, daß die Erde nur als dünner Belag auf gewachsenem Fels die Kuppe des Berges bildete. Doch hier sah es so aus, als ob das Felsmassiv mit Spalten und Verwerfungen durchzogen sei, in die sich der Lehm mit den Jahren abgesetzt und die man beim Burgenbau einfach aufgefüllt hatte.

Trotzdem wirkte dieser Krater nicht wie ein natürliches Wegsacken. Aus dem Dorf ließen wir nach einigen Bergleuten schicken, die der Sache buchstäblich auf den Grund gehen sollten. Bis diese eintrafen, informierte ich den Major über die Geschehnisse im Hertogenwald und wir suchten nach Steven. Martin erinnerte sich an sein Zusammentreffen mit dem Kämmerer letzte Nacht. Der Major berichtete, man habe zwar nach ihm gesehen, jedoch nicht gründlich gesucht. So schickte ich jeweils einen halben Squad in den Zwinger und durch die Oberburg, um nach dem Mann zu suchen. Ich selbst wollte mit Martin sicherheitshalber unsere Kammern überprüfen. Dort fanden wir nichts auffälliges. Martin wollte wissen, wo der Kämmerer sein Quartier hat und ich zeigte ihm Stevens „Kammer“, die mit Vorhängen abgetrennte Ecke im Dachgeschoß des Haupthauses, dem Schlafraum der niederen Offiziere. Das Lager war unbenutzt und ein Haufen Kleidungsstücke lag neben dem Strohsack. „Das ist doch sonst nicht seine Art, alles so herumliegen zu lassen …“ kam mir in den Sinn. Wir wollten bereits gehen, als Carol, die uns ebenfalls gefolgt war, lauschte. „Sire …!“ sagte sie und zeigte auf die Truhe neben dem Lager. Das Schloß hing am Riegel, doch jetzt konnten wir auch etwas hören. Kurzerhand schlug Martin auf mein Nicken hin mit seiner Klinge den Bolzen durch und schwang den Deckel hoch.

Dort lag Steven, mein Kämmerer, gefesselt und geknebelt, die Beine nach hinten gebunden und schaute uns traurig und stöhnend an. Wir befreiten ihn aus der Gefangenschaft und halfen ihm auf sein Lager. Durch die Fesseln und seine verkrampfte Haltung konnte er nicht direkt wieder laufen und war völlig kraftlos. Da er nur wußte, daß er vor vielen Stunden schon von hinten niedergeschlagen worden war und danach erst uns wieder wahrgenommen hätte, ließen wir ihn zurück und ausruhen. „Oh, danke, Sires. Ihr seid so mitfühlend und warmherzig.“ jammerte er. Eine Freiwache sollte bei ihm bleiben und sich um ihn kümmern.

Am späteren Nachmittag trafen ein halbes Dutzend Minenarbeiter ein, die auf meinen Geheiß hin begannen, den Schutt und die Erde aus dem Krater zu schaufeln. Ich glaubte zwar nicht, daß es viel bringen würde, doch so konnte man das Loch wenigstens fachgerecht verfüllen und ausbessern. Die Arbeiter schaufelten bis in den Abend hinein.

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Die Zeit ging schneller als erwartet. Martin und ich hatten uns etwas ausgeruht, als ein Lieutenant mich weckte. „Sire, wir haben etwas gefunden …! Aber seht besser selbst.“ Ich folgte dem Offizier nach unten und wir holten noch Martin aus seiner Kammer. In der großen Halle hatte sich mittlerweile ein stattlicher Haufen Schutt und Erde angesammelt. Das Loch im Boden war durch die Ausschachtungen mittlerweile mehr als anderthalb Mannslängen tief. Am  nördlichen Ende der Grube sah ich sofort das, was den Lieutenant so hatte stocken lassen in seiner Meldung. Es sah aus, als ob dort der Bogen eines Ganges im Felsen sein würde. Die Arbeiter waren aus der Grube gestiegen, also sprang ich hinunter, Martin folgte. Ich ging auf die Knie und hielt die uns gereichte Laterne in die gähnende Öffnung. Abgestandener Gestank von Schimmel und Moder quoll mir entgegen.

Tatsächlich lag vor mir ein mannshoher Gang, dessen Ende sich in der Dunkelheit verlor. Die Wände und Decke waren aus massivem Fels geschlagen. Auf dem von Moder schimmernden Boden waren kleine Pfützen Brackwassers, die Wände mit Schimmel und Grünspan bedeckt. Dort lagen wohl einige Hölzchen oder dünne Äste vermodert auf dem Boden.

Die Arbeiter gruben den Eingang ein wenig weiter frei, bis genügend Platz für uns war, durch die Öffnung zu steigen. Mehr auf meiner Kehrseite rutschend kam ich am Fuß des Geröllhaufens auf die Beine. Martin reichte mir eine Lampe und folgte mir dann. Nach uns folgten noch zwei meiner Männer. Wir mußten nur einige Schritte auf dem rutschigen Boden gehen, um zu merken, daß der Gang in einer Sackgasse endete. Das flackernde Licht unserer Laternen fiel auf eine Felswand, doch der Luftzug in unseren Gesichtern ließ uns sofort annehmen, daß es hier irgendwo rausgehen müßte. Und wirklich entdeckten wir in der Stirnwand des Ganges alte Steigeisen in den Fels getrieben, als wir näher traten. Außerdem fiel uns auf, daß der Belag aus Staub, Schmutz und Schimmel auf den Eisen frisch abgeschabt war. Jemand hatte diese Leiter bestiegen, und zwar vor sehr kurzer Zeit. Ich versuchte, hier unten eine Orientierung zu finden. Da die Nordwand meiner Halle massiv gemauert war, konnte es sich nur um eine Möglichkeit handeln, wo diese Leiter hinführen konnte.

Martin stieg zuerst hinauf. Nach etwa zwei Mannshöhen endete der Schacht. Neben den Steigeisen war ein großer Hebel in die Wand eingelassen. Die Steinplatte in Martins Rücken kratzte über den Felssockel und ein Spalt wurde sichtbar, als Martin ihn hinunterdrückte. Nun ließ sich die Platte mit den Händen zur Seite schieben in eine unsichtbare Aussparung in der Wand. Martin schreckte zurück, denn durch den neuen Luftzug loderten die Flammen des Kaminfeuers, in dem er fast stand, hoch auf. Der Zugang zu dieser unterirdischen Kammer führte tatsächlich durch den großen Kamin in meiner Halle.

Die um die Grube versammelten Menschen, staunten nicht schlecht, als wir plötzlich in ihrem Rücken standen. Niemand wußte von dieser Geheimtür, ergab eine Befragung. Wir versuchten den Sinn eines solchen Ganges zu ergründen. Mit einem Mal spannte sich mein ganzer Körper an. „Der Gang geht noch weiter …!  Bestimmt geht er noch weiter. Los, grabt auf der anderen Seite der Grube !“ Die Arbeiter zögerten nicht lange. Es dauerte nur kurz, bis sich mein Gedanke bewahrheitete.

Genau gegenüber der bereits erkundeten Öffnung war ein Gegenstück erkennbar. Der Gang führte in der Verlängerung des ersten Stückes weiter. An dieser Stelle war demnach scheinbar die Decke des Ganges eingestürzt und hatte den Krater in den Boden meiner Halle gerissen.

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Dieses Mal machte Martin den Anfang. Dieser Eingang war ein wenig weiter freigeschaufelt, als der andere. Jeder mit einer Laterne in der Hand stiegen Martin, ich, dann Carol und zwei Soldaten in den feuchten Gang hinab. In diesem Teil des Ganges war die Luft schlechter und fauliger. Würgende Finger legten sich einem um die Kehle, wenn man Atem holte. Auch schien die Luft irgendwie dunstig zu sein. Wir waren kaum einige Meter weit gekommen, als plötzlich aus der Schwärze vor uns dichter nebelartiger Dunst quoll. Er umhüllte uns und machte uns praktisch fast blind. Durch den Nebel erschien vor uns ein grünes Glühen und wir hörten ein dumpfes Grollen. Fuß vor Fuß tasteten wir uns voran. Mit einem Mal hörte man ein Schnappen und einer der Soldaten schrie schmerzhaft auf. Als wir uns zu ihm umwandten, fanden wir ihn am Boden liegend. In seiner rechten Schulter steckte ein Armbrustbolzen. Als sich Martin und Carol um den Verletzten kümmerten, suchte ich mit der Laterne die Wand ab. Die Falle steckte in einer schmalen Nische in der Wand. Die Vorrichtung sah zwar alt aus, doch hatte sie einen gewichtigen Beweis ihrer Funktionstüchtigkeit geliefert. Als ich den Boden genauer untersuchte, fand ich auch den Auslöser, der mit einer hölzernen Planke im Boden verbunden war.

Wir schafften den Verletzten aus der Öffnung und ich gab Befehl, daß sich sicherheitshalber niemand sonst in den Gang begeben sollte. Ich wandte meinen Blick in den etwas dünner gewordenen Nebel und rief nach meinem zweiten Mann. Jason, ein erfahrener Kämpe hatte den Tunnel im Auge behalten, während wir uns um den verletzten John gekümmert hatten. Doch jetzt war er nicht mehr zu sehen. „Jason, wo bist du ? – Was geht da vor ?“ rief ich in den Gang. Doch auch diesmal blieb die Antwort aus. Wir setzten bei jedem Schritt den Fuß vorsichtig auf, als wir weitergingen. Nach etwa drei oder vier Metern machte der Gang einen Knick nach rechts. Durch die Schwaden des Nebels erkannten wir das steinerne Becken einer Zisterne in der linken Wand, genau in der Ecke des Knicks. Das grüne Glühen war immer noch vor uns.

Martin und ich waren auf gleicher Höhe, als wir vorsichtig um die Ecke blickten. Zuerst war unser Blick ebenso getrübt, wie zuvor. Doch dann brach das Inferno los. Eine Feuersäule schoß auf uns zu. Dahinter erkannte ich im Bruchteil eines Augenblicks zwei große, grün leuchtende Augen, bevor der Gang im gleißenden Licht der Flammen brannte. Der Schreck und die Wucht ließen uns zurückzucken. Nur Augenblicke danach taumelte Jason um die Ecke. Er sah verstört aus und brabbelte wirres Zeug. Zwar entdeckten wir auf den ersten Blick keine Verletzungen an ihm, doch schickte ich ihn aus dem Tunnel. Er schwankte dem Ausgang zu und verschwand aus unserer Sicht.

„Auf drei gehen wir vor. Soll es doch sein Glück mit uns versuchen, dieses Vieh.“ – „Zeigen wir ihm, daß nicht er, sondern du hier der Hausherr bist, Braddock.“ Wir sprangen gleichzeitig um die Ecke und gingen mit gezogener Waffe vor. Der Nebel war zwar dünner geworden, doch war die Sicht immer noch bescheiden. Doch wir bemerkten beide sofort, daß das Glühen und Grollen verschwunden war. Eigentlich wurde uns beiden gleichzeitig klar, daß hier unten nicht das gewesen sein konnte, was wir zunächst vermuteten.

Dann schrie Carol hinter uns erschrocken auf. „Sire, hier liegt jemand.“ Wir eilten zu ihr. Sie war an der Zisterne auf die Knie gesunken, und schaute auf den Körper der halb unter dem gemeißelten Becken lag. Aus einer großen Platzwunde an der Schläfe rann das Blut quer über das Gesicht des Mannes, doch ich erkannte ihn trotzdem sofort.

„Jason!!!“

Wir rannten alle drei fast gleichzeitig los. Martin erreichte die Öffnung als erster und wollte hindurchspringen. Doch dann geschah seltsames. Er prallte ab von einer Art Nebelwand, die, wie es schien, so fest war wie Fels. Mit seinem Taumeln riss er mich mit zu Boden. Carol drängte an uns vorbei und versuchte es langsam. Sie streckte zuerst einen Arm in das Gebilde aus fester Luft, dann den anderen. Mit ihren langsamen Bewegungen konnte sie sich hindurchzwängen, wie durch Gelee.

Martin hatte sich wohl die Schulter geprellt, doch standen  wir beide auf und taten es Carol gleich. Langsam und träge kamen auch wir dann frei.

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Carol hatte einen recht großen Vorsprung. Ihre Erlebnisse bis zu dem Moment, als wir sie wieder trafen, kann ich nur aus ihren Berichten und den Zeugnissen meiner Männer hier wiedergeben :

Die Knappin kletterte aus der Grube, nachdem sie sich aus der Nebelwand befreit hatte. Sie sah sich kurz um. Ohne zu zögern, fragte sie den nahestehendsten Soldaten, wo der Mann aus dem Tunnel hingegangen sei. Und ihre Stimme schwoll an zu einem befehlenden Geschmetter, daß der Befragte nur verstört und knapp auf die hölzerne Tür zum Hof zeigte. „Da lang.“ Spontan rannte sie aus der Halle. Im Hof blickte sie sich erneut um und dann sah sie ihn.

Der Mann hatte immer noch die Gestalt des Soldaten Jason, doch der Ausdruck von Panik in seinem Gesicht war verschwunden. Statt dessen war seine Miene hart und voller Haß. Er kam aus Richtung der Schmiede, wo er sich wohl ein Reittier beschaffen wollte. Doch waren unsere Pferde im unteren Hof der Burg verblieben.

Zuerst kam er noch harmlos und langsam auf sie zu geschlendert. Doch als Carol ihren Streitkolben zog und auf den falschen Jason zuschritt, bekam dieser es mit der Angst zu tun. Er wollte losrennen, um das Tor zu erreichen, doch Carols Kolben erwischte die Schulter des Flüchtenden, als dieser sie passierte. Der Mann strauchelte und fiel. Carol setzte nach und verfehlte ihn nur knapp. Jason II. kam wackelnd wieder auf die Beine. Doch noch bevor er sich zu einem neuen Fluchtversuch umdrehen konnte, griff Carol mit der freien Hand nach dem Wams des Mannes um ihn zu halten. Dieser begann dann wohl, eine Formel herunter zu beten, wahrscheinlich um einen Zauber auf die Knappin zu wirken. Und er zog einen Dolch und versuchte, sie damit aufzuschlitzen. Doch Carol ließ nicht los und wehrte sich mit einem weiteren festen Hieb auf den Unbekannten, bis dieser vor ihr zusammensackte. Der letzte Schlag hatte seinen Kopf getroffen.

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Etwa zu dieser Zeit hatten wir uns auch aus dem Tunnel befreit und eilten auf den Hof hinaus. Wir fanden die junge Knappin über ihrem Gegner stehend, die Waffe noch bereit zum Schlag. Der Verletzte hatte nicht mehr die Gestalt meines Soldaten, sondern eine mir unbekannte, vermutlich hatte er durch die Verletzungen die Macht zur Illusion verloren und zeigte uns nun sein richtiges Aussehen. Jetzt erst kamen auch einige Wachen zum Kampfplatz. Zwei Soldaten nahmen den Mann in Schach, ein dritter untersuchte den liegenden, während Carol sich zurückzog. Der falsche Jason war schwer verwundet. Martin beugte sich über ihn und fragte : „Wer bist du und was führst du im Schilde.“ Doch die Antwort war nur unverständliches Kauderwelsch. Dann lachte der Unbekannte noch kurz heiser und sackte in sich zusammen. Er war tot.

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Bei der Untersuchung des Toten fanden wir in seiner Tasche einige Schriftrollen und Pergamente, teils in einer unleserlichen Schrift, teils lesbare Aufzeichnungen noch unbekannten Inhalts.

Zurück in der Halle redete Martin mit seiner Knappin, die sich Vorwürfe machte, den Mann umgebracht zu haben. Als mein Freund sie beruhigt hatte, schauten wir nach dem echten Jason, der inzwischen aus dem Gang geholt und versorgt worden war. Die Verletzungen waren weniger dramatisch. Der herbeigeholte Major berichtete, daß sich die Nebelbarriere aufgelöst hatte.

Wir machten einen erneuten Erkundungsgang, diesmal weniger Ärger erwartend. Und tatsächlich hatte sich die Luft dort unten sehr verbessert. Trotzdem vorsichtig gingen wir weiter in den Stollen hinein, an der Zisterne vorbei und um die Ecke. Kurz darauf fanden wir eine weitere Bolzenfalle in der Wand. Wir lösten sie vorsichtig aus und gingen weiter.

Der Gang öffnete sich in eine kleine Kammer mit einer Mittelsäule, die aus dem Fels geschlagen war. Links und rechts des Eingangs lagen eingestaubte Schutthaufen, die vermutlich aus früheren Einstürzen stammten. Doch verbargen sie keine weiteren Tunnel. Nur geradeaus ging der Stollen weiter, machte wieder eine Rechtskurve. Plötzlich erschien schemenhaft im Licht der Laternen eine große Gestalt, die sich in einer Nische vor uns zu verstecken versuchte.

Doch schon beim zweiten Hinsehen erkannten wir, daß es die große steinerne Statue eines Kriegsorks war. Sie war verwittert und ein Arm war abgebrochen. Den weiteren Durchgang versperrte jetzt ein faulender und zerschlissener Vorhang, der jedoch aus mehr Löchern als aus Tuch bestand. Dahinter endete der Tunnel in einem weiteren kleinen Raum. Dieser war „eingerichtet“ mit einem aus dem Fels geschlagenen Tisch, davor ein verrotteter Holzschemel. Ein weiterer Steinklotz ähnelte einer Lagerstatt. In der Wand links von uns war in den Fels eine Art Regal herausgemeißelt worden. Die Stofffetzen, die hier den Einblick verwehren sollten, waren heruntergerissen worden. Der gesamte Raum war von Spuren einer kürzlichen Durchsuchung übersät. Was auch immer hier zu finden gewesen war, der Fremde hatte es vor uns gefunden. Ich hoffte, daß die Schriftstücke, die wir bei ihm fanden, alle gewesen sind. Doch nichts deutete auf einen Komplizen hin.

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Nach uns suchten mein Schreiber und der Major mit einigen Leuten beide Stücke des Ganges noch einmal ab, doch auch sie fanden nichts weiter. Im ersten Stück des Ganges war ebenfalls eine Armbrustfalle angebracht. Sie war vermutlich von dem Fremden ausgelöst worden. Der Bolzen lag am Boden. Unter dem Schutt in der ersten Kammer fand sich ebenfalls nichts mehr.

Nachdem allgemein die Ruhe eingekehrt war, zogen auch wir uns zurück, um uns endlich zur Nachtruhe zu begeben. Am nächsten und dem darauffolgenden Tag versuchten wir, das Puzzle unserer Informationen zu ordnen.

Bei genauerer Untersuchung des Fremden, stellte sich heraus, daß er wohl ein Anhänger der Mystiker sein mußte, uralte Feinde des Königreiches. Er trug Schriftstücke bei sich und eine Tätowierung am Körper, die das Zeichen der Spinne zeigten. Mein Alchimist fand heraus, daß die Tränke in den Phiolen aus dem Hertogenwald ein Gift enthielten, welches bewirkte, Menschen in wilde Kreaturen zu verwandeln. Die Spinnen und vielleicht auch die Schlange waren – wahrscheinlich unfreiwillig – verwandelte Menschen gewesen. Der Überfall auf die Kaufleute war nur ein Vorwand, uns aus der Burg zu locken. Dies ergab die Übersetzung einer der Schriften des Mystikers, dessen Name nach den Briefen wohl Ramsey („Pamsel? Was zur Hölle soll Pamsel heißen?“ – IT-Übersetzungsmissgeschicke… 🙂 ) gewesen war. Die Verletzungen des Toten, den die Patrouille am Waldrand fand, sind nach all diesen Erkenntnissen auch erklärbar geworden. Die Löcher am Hals und an anderen Stellen waren vom Biß der Schlange, ebenso die erstarrte Körperhaltung, wahrscheinlich durch ein lähmendes Gift. Die große Wunde am Bein war gerissen worden von den Beißwerkzeugen einer Spinne und die bleiche Haut zeugte von hohem Blutverlust.

Höchstwahrscheinlich war auch der Reisende am Abend, als Martin ankam, eben dieser Ramsey. Er wollte uns mit seinen Hinweisen auf die Kaufleute dazu bringen die Burg zu verlassen, damit er sein Werk in Ruhe vollenden konnte. Der Mystiker hatte sich dann wohl mit einem Zauber unsichtbar gemacht und war in die Burg eingedrungen, eventuell als der Priester des Nachts gerufen wurde. Die Tür der großen Halle, die einen Moment innehielt, bevor sie zufiel, war wohl der Moment seines Eintritts. Er muß auch Martins Kammer durchsucht haben. Dies bemerkte Carol ebenfalls, doch da der zuerst verschwundene Brief später wieder da war, verloren wir diesen Zwischenfall wohl wieder aus unserer Beachtung. Auch die Schlange in meinem Bett war auf sein Konto zu schreiben.

Später muß Ramsey dann Steven niedergeschlagen und seine Gestalt angenommen haben, um auch an den aufgestellten Wachen vorbeizukommen. Dies erklärt das auffällige Verhalten beim nächtlichen Treffen mit Sir Martin in der Küche. Während der Nacht muß er durch den Geheimgang im Kamin in den Gang hinabgestiegen sein, um nach dem zu suchen, was laut eines weiteren Briefes dort unten zu finden gewesen sein sollte. Die gefundenen Schriften, die er bei sich trug, waren Abhandlungen magischer Rituale oder Geisterbeschwörungen. Weniges davon machte einen Sinn für uns.

Der Einsturz des Ganges durchkreuzte seine Pläne wohl gewaltig. Eingeschlossen saß er in seiner eigenen Falle. Unsere Neugierde war seine (vorläufige) Rettung. Wir gruben den Gang aus.

Das feuerspuckende Monster, der Nebel und zu guter Letzt der falsche Jason waren Illusionen, die uns alle zunächst täuschten. Doch seine Flucht endete am kalten Metall eines Streitkolbens und an der Wut einer unbändigen Kriegerin.

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Ich war erschüttert von der komplexen Art dieser Verschwörung. Was konnten diese Gesellen noch alles anstellen, um der Gerechtigkeit und der guten Sache zu schaden. Würden wir alle am Ende unser Leben und alles Gute verlieren und diese Kreaturen die Sieger sein …?

Später ließ ich den eingestürzten Gang vollständig freilegen und neu vermauern. Dann verschlossen die Arbeiter das Loch im Boden der Halle mit Mörtel und Lehm. Den Eingang des Ganges hinter dem Kamin ließ ich mit einem eisernen Gittertor verschließen, zu dem nur ich einen Schlüssel habe. Die Räume unter der Erde beließ ich, wie sie waren. Wem auch immer sie als Zuflucht oder Versteck gedient haben mögen, sie sollen für immer verschlossen bleiben, bis vielleicht eine Antwort auf die vielen Fragen zu finden sein mag.

Was wird uns noch alles erwarten ?

* * *

Erlebt und aufgeschrieben von Lars G., 12.1997
mit Dank an ZIPP.

Die steinernen Grafen von Stollhill

Im Schrein des Schöpfers am Ostufer des Flusses Jura in Stollhill, am 5. Tag des ersten Mondes Locknars, im Jahre 195 v.K.

Wer Pater Essendus in diesen Stunden kennengelernt hätte, wäre niemals auf den Gedanken gekommen, einen ehrwürdigen Pater des Larinar vor sich zu haben. Zum einen hing das mit der Gestalt des Paters zusammen, fast 7 Fuß groß, breitschultrig und trotz seines Alters noch durchaus ein Fels in der Brandung. Ein weiteres Detail, was ein wenig in die Irre führte, war die Kleidung des Paters, die nicht das strahlende Weiß und Blau zeigte, was die Priester dieses Aspektes normalerweise trugen, sondern im Licht der Kerzen in sattem, feuchten Rot frischen Blutes erstrahlte.

Gemeinsam mit seinen Brüdern versorgte Essendus nun seit zwei Tagen Flüchtlinge aus Arken City, jener großen Stadt, die in der Nacht zum neuen Jahr in Feuer und Blut versunken war, von Orks überrannt. Die Überlebenden trafen einzeln oder in kleinen Gruppen hier im Schrein ein, müde, halb verhungert, von der Wanderung durch kniehohen Schnee völlig erschöpft und ausgekühlt trafen sie hier ein, zu jeder Stunde des Tages und der Nacht. Die Brüder gaben ihnen einen Platz zum Schlafen, etwas zu essen und behandelten die zahlreichen Verwundungen, die teils aus der Verteidigungsschlacht um Arken stammten, teils aber auch erst bei Überfällen auf die Flüchtlinge zugefügt worden waren.

Seit vorbeiziehende Ordensbrüder aus Arken vor der bevorstehenden Katastrophe gewarnt hatten, bereitete sich der Schrein auf eine große Zahl von Flüchtender vor, man hatte in jedem freien Raum Betten aufgestellt, Nahrungsmittel zusammengesammelt, Brot gebacken, Verbände vorbereitet, Tränke und Mixturen zur Wundbehandlung gebraut und sogar einen Teil der Obstbäume im Ostgarten gefällt, um sämtliche Räume des Schreins für einige Tage heizen zu können. Die Apfelernte in diesem Teil Vallconnans würde nicht so gut werden im nächsten Jahr…

Die Ordensbrüder aus Arken hatten einen Teil der Schätze aus dem dortigen Dom gerettet und brachten diese nun nach Nedeggan, wo man auch Hilfe holen wollte. Aber auf diese Hilfe müßte man etwas warten, da das widrige Wetter und der hohe Schnee jede Reise zu einer beschwerlichen Tortur werden ließ.

Und deshalb stand Essendus nun in der Mitte des großen Tempelraumes, umgeben von flackernden Kerzen und Lampen und versuchte, einem kleinen Jungen eine Pfeilspitze aus dem Bauch zu schneiden. Der Kleine hatte fürchterliche Schmerzen, und der Vater, der besorgt daneben stand und dessen Hand hielt, hatte alle Mühe, seinen Sohn still zu halten, damit der Pater arbeiten konnte, ohne noch mehr Schaden anzurichten.
„Er hat Glück gehabt, dein Sohn. Normalerweise hätte der Pfeil eines Orks jeden Körper durchschlagen, der nicht durch eine Rüstung geschützt ist. Aber dieser Pfeil ist nur bis in die Bauchhöhle eingedrungen, ohne zuviel Schaden anzurichten.“
„Nein, Pater, auch dieser Pfeil hat den Körper durchschlagen, auf den er abgefeuert wurde. Meine Frau hatte den kleinen Esterien auf dem Arm. Der Pfeil schlug durch ihr Herz und ihre Lunge, wir konnten nichts mehr für sie tun.“

Schließlich konnte Essendus die Spitze in der Wunde ertasten, umfaßte sie mit vorsichtiger Hand und zog sie langsam aus dem kleinen Körper. Während einer der Novizen sich daran machte, die Wunde zu verbinden, nahm Essendus den erschöpften Vater in die Arme und hielt ihn fest, bis dessen Schultern aufhörten, zu beben.
„Eonar hat in seiner Weisheit beschlossen, daß das Atma deiner Frau in den Kreislauf zurück muß, damit etwas neues aus ihr entstehen kann. Und so sehr uns dieser Entschluß mit Trauer erfüllt, so können wir doch auf die Gnade Locknars hoffen, der die Seele deiner Frau sicher in die Hallen geleiten wird, wo Ihr euch eines Tages wiederseht.“

Der Novize gab dem Vater seinen Sohn auf den Arm, der nun in einige Decken gehüllt, vor Erschöpfung und durch einige Tropfen eines starken Schlafmittels beruhigt in einen tiefen Schlaf gefallen war. Sie würden einige Tage hier im Schrein verbringen, wie so viele andere Verwundete auch, bis sie die Kraft besäßen, tiefer ins Reich zu ziehen, wo sie bei Verwandten und Fremden gleichermaßen Unterschlupf finden würden, bis das Morden entlang der Mahasgrenze ein Ende gefunden hätte.

Essendus stand da, um ihn herum wieselten Brüder und Flüchtlinge, auf der Suche nach Wasser, einer Kleinigkeit zu Essen, einer zusätzlichen Decke, kurz, nach allem, was das Leben auf der Flucht ein wenig erträglicher machen würde.
Doch Essendus sah nur die Pfeilspitze in seiner Hand, und während ein merkwürdiges Schimmern in seinen Augen aufstieg, wanderte sein Geist über viele Jahre zurück, als Essendus noch kein Priester der Dreieinigkeit gewesen war, sondern ein Feldscher in der Armee Vallconnans…

Er hatte sich im Jahre 145 v.K. zur Armee gemeldet, zu einem kleinen Kontingent slydener Bogenschützen. Sein Onkel war Jahre zuvor unter Esterien Dragonmight I in die Grenzlande gezogen, um dort bei der Schlacht um den Haller des Magiers teilzunehmen, und Essendus, der damals noch auf den Namen Harper gehört hatte, war mit den Erwartungen in die Armee eingetreten, welche die Erzählungen seines Onkels vor seinen Augen hatten entstehen lassen, Bilder von Helden, Ruhm und Ehre.
Als Feldscher hatte er an vielen Scharmützeln mit den Orks teilgenommen, die versuchten, die Ländereien in Malmedy in Unruhe zu versetzen. Und er hatte sie gefunden, die Helden, den Ruhm und die Ehre. Und das Blut, den Schmerz, die Schreie, den Tod. Gerade den Tod hatte er vor Augen, wenn er nach den Schlachten an den Körpern seiner Freunde herumschnitt, um sie der Faust des Nehmers doch noch einmal abzutrotzen. Und meist hatte er verloren.

Eines Tages war die Einheit, in der er diente, an den Ufern der Mahas in einen orkischen Hinterhalt geraten, und nur Harper und einer seiner Freunde waren dem Schlachten entkommen.
An diesem Tag war Essendus geboren, aus den Ruinen eines jungen Soldaten, der solche Furcht vor dem Tod hatte und soviel Ekel vor der Gewalt der Schlacht, daß er sich schwor, niemals wieder an einem Kampf teilzunehmen. Sein Freund, Korporal Monty, hatte bei dem Hinterhalt beide Beine und ein Auge verloren, und Essendus nahm ihn auf die Schultern, als er sich nach Colona begab, um dort um die Aufnahme in den Orden zu bitten.

Die beiden hatten in der Geborgenheit des Ordens ein neues Zuhause gefunden. Und während aus dem Krüppel Monty Pater Mons wurde, der stundenlang mit den Kindern im Hof saß, um mit ihnen zu spielen und ihnen die Geschichten der alten Helden zu erzählen, war aus Harper Pater Essendus geworden, ein ergebener Diener Larinars und ein Heiler, der nicht nur dank der Gunst seines Herrn Leben retten konnte, sondern auch sein Wissen in der Medizin und Feldscherei soweit ausbaute, daß er vielen Verwundeten und Kranken auch dort noch helfen konnte, wo das Wissen vieler seiner Brüder ein Ende fand.

Und genau dieses Wissen half ihm nun, sein Werk zu tun, denn über den Grad an Erschöpfung, in dem er noch ein langes Gebet sprechen konnte, um seinen Herrn um direkte Hilfe zu bitten, war Essendus schon lange hinaus. Müdigkeit kroch durch jeden Muskel seines alten Körpers und verwischte das klare Bild vor seinen Augen. Abgespannt ließ Essendus seinen Blick durch den Tempel wandern. Überall lagerten Menschen, denen nichts mehr geblieben war, als ihr Glaube an die Götter und das wenige, was sie mit auf die Flucht hatten nehmen können.
Vor dem Altar saß Pater Mons, oder Pater Mountain, wie ihn die Kinder aus dem Dorf nannten, und spielte mit einigen der Flüchtlingskinder, hielt sie beschäftigt, damit ihre Eltern sich für wenige Stunden ausruhen konnten, vorbereiten auf den langen Marsch in die Sicherheit des Reiches.

Mit einem Ohr hörte Essendus der Geschichte zu, die sein Freund den Kindern erzählte, die um ihn herum im Kreis saßen, doch die Augen des Priesters wanderten über die Fenster des Tempels, hohe Fenster aus schwerem Bleiglas, in allen Farben der Schöpfung eingefärbt, zeigten sie Bilder aus friedlichen Tagen, die Vermählung von Scott Dragonmight I mit seiner wunderschönen Gemahlin, Elaine Estelle, die wundersame Rettung des Douglas of Slyden nach dem Fall der Feste Raise in Stollhill im Jahre 9, und die Siegreiche Heimkehr der vallconnischen Truppen nach den erbitterten Gefechten um den Hertogenwald.

Vor den Fenstern standen die steinernen Figuren der Edlen of Stollhill, all die Henrys, Eriks und Ians, jeder einzelne seit der Gründung des Reiches. Wann immer ein Graf aus dem Geschlecht derer of Stollhill gestorben war, hatte der Vorsteher des Tempels mit eigener Hand eine lebensgroße Figur des Verstorbenen angefertigt, denn die Grafenfamilie hatte den Schrein in vielen düsteren Jahren unterstützt. Hier standen sie nun, stumm, dargestellt als die Krieger, die sie gewesen waren, um das Land während ihrer Regierungszeit vor allen Gefahren zu schützen.

Zehn waren es nun, und die Figur von Erik III war gerade erst hinzugekommen, von Essendus selber aus dem Stein eines nahen Steinbruchs geschlagen, als Geste der Dankbarkeit für die vielen Jahre der Freundschaft und Hilfe, die der Graf dem Schrein hatte angedeihen lassen, bevor der Titel des Grafen an den jungen Sir Ian I of Stollhill übergegangen war.

Essendus nahm einen Schluck Wein aus einem Becher, den einer der Akolythen ihm reichte, und machte sich wieder an die Arbeit, ein gebrochener Arm wollte geschient werden, und die alte Frau, die an dem Arm hing, wollte das ebenfalls.
Stumm legte Essendus die Verbände an und kämpfte gleichzeitig den Zorn nieder, der, aus der Erschöpfung geboren, nach dem Geist des Priesters griff. Diese Menschen hatten ein Leben in Frieden gewollt, hatten sich nichts zu schulden kommen lassen und doch war nun ihr Leben bedroht. Und es gab nur so wenig, was Essendus und seine Brüder dagegen tun konnten.

Und doch rief sich der alte Priester wieder zur Ruhe, verknotete das letzte Ende des Verbandes und half der Frau von dem Behandlungstisch.
„Larinar wird diese Verletzung bald heilen lassen, vertraue auf seine Gnade, meine Tochter.“
„Danke, Pater.“

Essendus setzte sich nieder, erschöpft. Sein Körper hatte bereits aufgehört, die Zeichen zu geben, die auf das Ende der letzten Kraftreserven hinwiesen. Lediglich ein leichtes Zittern in den Händen und der stumpfe Schmerz im Rücken gaben Signale des Protestes. Der alte Priester lehnte sich zurück, legte den Kopf an eine Säule und schloß die Augen für einen Moment, um dem Geist ein wenig Ruhe zu gönnen.
Und dann hörte Essendus das Marschieren von schweren Stiefeln, das Schlagen großer Kriegstrommeln und das Gejaule der gefürchteten Orks, die ihn vor langer Zeit beinahe getötet hätten. Unsicher, ob er wachte oder träumte, versuchte der Pater die Augen zu öffnen, sich in die gewohnte Umgebung des Schreins zu flüchten, aber seine Augenlider wollten ihm nicht gehorchen. Er sah die nächtliche Dunkelheit, die jenseits der Portale lag, und sah die Fackeln eines Orktroßes, der die Straße von Arken herunterkam, den Spuren der Flüchtlinge hinterher, die man deutlich im Schnee sehen konnte.
„Bereite dich vor, Essendus, sie kommen. Und dies wird deine Schlacht sein.“

Essendus sprang auf, aufs heftigste erregt.
„aber ich bin kein Krieger mehr! Ich werde nicht töten, ich diene alleine der Schöpfung und dem Licht Larinars!“
Alle Augen ruhten auf ihm, suchten nach einem Grund, der das ungewöhnliche wie heftige Verhalten des Priesters erklären könnte. Offenbar hatten die Anwesenden im Raum weder die Geräusche der nahenden Bedrohung noch die Stimme gehört. Die ihn gewarnt hatte.
„Alles ist gut. Ich habe nur schlecht geträumt. Verzeiht einem alten Mann seine Unbeherrschtheit.“
Diese Worte schienen alle zu beruhigen, lediglich Pater Mons hatte in seiner Geschichte innegehalten und hielt seinen Freund sorgsam in seinem einen Auge.

Essendus ging zu ihm hinüber, schickte die Kinder, die dort auf das Ende ihrer Geschichte warteten, weg, um einige Worte mit seinem Freund zu wechseln. Die Kleinen murrten zwar, aber als Mons versprach, danach eine Geschichte mit Feen und Einhörnern zu erzählen, waren sie alle versöhnt und liefen fort, um dem Pater einen Becher Rotwein zu besorgen, damit seine Stimme nicht in der spannendsten Stelle der versprochenen Geschichte versagen würde.

„Mons, die Orks kommen hier her.“
„Und, Essendus? Was willst du dagegen tun? Wir sind schon so lange keine Krieger mehr, und die wenigen Soldaten, die wir hier haben, können froh sein, wenn sie in wenigen Stunden den Sonnenaufgang sehen.“
„Ich weiß. Aber es fällt mir nicht leicht, einfach nur zu sitzen und darauf zu vertrauen, daß unsere Götter diese Schlacht für uns schlagen. Du weißt doch, die Götter helfen denen, die sich selber helfen.“
Pater Mons war sichtlich skeptisch.
„Essendus, das hier ist kein Squad vallconnischer Soldaten. Das sind Flüchtlinge. Sie sind müde, verängstigt, hungrig und in keinster Weise für ein Gefecht ausgebildet oder ausgerüstet. Und das hier ist auch nicht Mondschau Castle, sondern ein Larinarschrein. Wenn die Orks sich entschließen, hier einzufallen, dann halten wir sie nicht mal lange genug auf, damit hier einer das Glaubensbekenntnis beten kann. Das weißt Du und das weiß ich und jeder hier im Raum weiß das ebenfalls.“
„Und doch sind sie hierher gekommen. Mountain, ich bin nicht bereit, mich hinzulegen und zu sterben. All diese Menschen haben sich in einen Tempel geflüchtet, weil sie erwarten, daß die Götter sie schützen werden. Und ich werde mich nicht vor sie stellen und diese Hoffnung zerstören. Ich habe auch Angst vor den Orks, aber die Pflicht eines Priesters verbietet uns, dieser Angst nachzugeben.“
„Essendus, ich teile deine Meinung. Aber in allem Vertrauen auf die Götter, hier brauchen wir keine Soldaten, hier hilft nicht mal Glück. Wenn die Orks uns angreifen, dann rettet uns nur ein Wunder.“

Essendus ließ die Worte seines Freundes in der Luft hängen, denn er erkannte die Wahrheit darin. Mit dem Schwert würden sie der Bedrohung wahrlich nicht begegnen können, und auf ein Wunder zu hoffen, die Götter halfen denen, die sich selber halfen…
„Du sollst dein Wunder bekommen, mein Freund. Besorg mir einige der Flüchtlinge, die nicht zu schwer verletzt sind, am besten Krieger oder Soldaten…“
Und während Pater Mons sich darum kümmerte, daß einige Männer und Frauen sich am Altar sammelten, zog sich Pater Essendus, ein Priester Larinars in die Ruhe des Rundgangs hinter dem Altar zurück, um zu beten.
Und dort saß er in der Dunkelheit, haderte mit der Angst in seinem Herzen und bat seinen Gott um die Kraft, in einer Schlacht zu bestehen, die er niemals hatte schlagen wollen.

Als die Nacht ihrem Ende entgegenging, hatte sich die Lage im Tempel verändert. Nichts deutete mehr auf ein Flüchtlingslager hin. Diejenigen, die hatten weiterreisen können, waren noch in der Nacht aufgebrochen, weiter ins Reich hinein.
Wer zu krank oder zu schwach war, um zu flüchten, den hatten die Ordensbrüder in die Kellergewölbe des Schreins gebracht. Dort würden sie in Sicherheit sein, sobald die Orks mit dem Angriff auf den Schrein begonnen hätten, den Essendus prophezeit hatte.

Essendus selbst stand am Altar, vertieft in die Pflichten des morgendlichen Gebetes. Ihm zur Seite standen zwei weitere Priester Larinars, genau wie Essendus in die prachtvollsten Gewänder gehüllt, die der Schrein besaß.
Einige der Roben waren schon seit Jahren nicht mehr in Gebrauch gewesen, und auch auf dem großen Kelch, der nun in der Mitte des Altares stand, hätte man bestimmt noch die Spuren von Pater Malach finden können, der den Schrein vor vielen Jahren errichtet hatte. Aber heute war der Tag der Entscheidung, heute würde sich finden, ob der Schrein bestehen bleiben würde oder der Vernichtung geweiht war, wie so vieles in dieser Zeit. Die drei Priester vollführten das Ritual der morgendlichen Andacht in eiserner Konzentration, obwohl sie alleine im Raum waren, bis auf Mons, der auf einem hohen Stuhl in der Nähe des Altares saß und stumm mitbetete. Und bis auf die zwei Dutzend Figuren, die in den Fensterbögen standen, kalt und stolz. Und ihre steinernen Augen schienen ebenfalls zu überwachen, daß das Gebet ohne Störung von statten ging.

Draußen zog dichter Nebel über den Schnee, tauchte alles in bleiches Dämmerlicht. Bald würde die Sonne über die Loddies steigen, und ihr Licht würde durch die bunten Fenster des Tempels fallen, und alles in farbiges Licht tauchen. Doch vorher würde die grüne Flut über diesen Ort hereinbrechen, bereits jetzt konnte Essendus ihre kehlige Sprache auf dem Vorhof erklingen hören. Anscheinend hielt die Triskele, die in leuchtendem Blau direkt über dem Haupteingang auf die Stirnseite des Gebäudes gemalt worden war, die Unholde davon ab, einfach so in den Tempel zu stürmen, so als fürchteten sie den Zorn der Drei.

„… das Auge der Menschen vermag einen großen Scheiterhaufen nicht zu erkennen, wenn er am hellen Tag in einiger Entfernung verbrennt. Aber in der Nacht sieht der Wanderer das strahlende Licht einer einzelnen Kerze schon viele Meilen vor dem Heim.
Laßt in dieser Stunde unsere Tat eine solche Kerze sein, und laßt sie erstrahlen, damit die, welche in der Dunkelheit wandeln müssen, das Licht erkennen und so wieder in den Kreislauf finden können. In Nomine Larinar Larinaris, Lumen Luminis!“
Während Essendus seine Stimme zu diesem letzten Segen erhob, stieg das Licht der aufgehenden Sonne über die Felskämme und ein erster Strahl hellen Lichts fiel durch das große Fenster über dem Altar, brach sich im kunstvoll geschliffenen Glas und tauchte den gesamten Raum in ein kaltes Blau.

Dann flog das Tor zum Tempel auf und der Zauber des Augenblicks war verloren. Kälte drang von Außen in den geheizten Raum ein, der Wind trug Schnee in den Raum und auf der Schwelle stand ein großer Ork, der größte, den Essendus jemals gesehen hatte, größer sogar als der Pater selbst. Ein Gor Obrok, eine furchtbare Doppelaxt erhoben in der einen Pranke und in der anderen ein schartiges Kurzschwert.

Um die Hüfte trug das Unhold einen Lendenschurz, und als Essendus erkannte, daß dieses Kleidungsstück aus den Fetzen vallconnischer Wappenröcke und einiger Roben von Templern der Faust Locknars bestand, da versagte dem Priester für die Dauer eines Herzschlages die Stimme. Doch schnell fing er sich wieder und wandte sich nun vollends dem Eindringling zu.
„Ich grüße dich im Namen Larinars, des Lichtes, des göttlichen Schöpfers. Wenn du gekommen bist, um hier Erleuchtung zu suchen, dann sei uns als Gast willkommen!“
Der Ork schien zuerst überrascht, dann begann er schallend zu lachen und schwang seine Mordaxt. Nun, wenigstens schien er die Sprache des Priesters zu verstehen, zumindest, um den Sinn zu erfassen, der in den Worten lag.
„Nicht Bettler, Sieger! Dein Gott schwach! Mein Gott Blut, mein Gott mächtig! Nehmen Schatz, nehmen Beute, töten Mann und Mann und Mann“
Durch die Stimme ihres Anführers ermutigt, schlichen sich nun auch andere Orks in die Halle, bis die vier Priester einer Gruppe von gut dreissig Orks gegenüberstanden.
„Wenn Du nicht gekommen bist, um die Gnade der Drei zu erfahren, dann hast Du hier nichts verloren. Geh!“
Der Obrok machte einige Schritte in Richtung des Altares, und seine Gefolgsleute stachelten ihn mit zischenden Lauten und rhythmischem Stampfen auf den Boden an.
„Du nicht kämpfen, du sterben. Du kämpfen, du sterben auch. Du sterben immer!“
„Wer in die Kraft des Traumes vertraut, der wird bestehen gegen den Schrecken der Damones und ihrer Horden! Und so werde ich dir die Kraft meines Herrn offenbaren, auf das du die Schwäche der Damones erkennen mögest!“

Mit diesen Worten nahm Pater Essendus den Kelch vom Altar, tauchte seine Hand in das kühle Wasser und begann, die Statuen zu segnen, die in unmittelbarer Nähe des Altares in den Fensterbögen standen. Die anderen Priester warfen wie auf ein geheimes Zeichen hin kleine Mengen von Weihrauch in die Kohlebecken, und binnen weniger Sekunden war der Tempel mit weißem Rauch gefüllt.
„Genug von hexen. Nun sterben!“
Essendus zuckte nicht, als der Obrok sich vor ihm aufbaute, seine Axt zum Schlag erhob und sie niedersausen ließ. Ein Kampfstab stieß aus dem Qualm des Weihrauchs hervor und bremste den Schlag der Axt, nur einige Finger breit vor der Stirn des Paters entfernt.
Mit weit aufgerissenen Augen, das Gesicht zu einer Fratze der Furcht verzogen, starrte der Ork in die Augen einer der Statuen. Doch diese Augen waren nicht kalt und leblos, sie strahlen im Zorn eines Kriegers aus dem weißen Gesicht der Kriegerstatue, das Gesicht eine Maske der Wut.
Und diese Statue bewegte sich auf den Obrok zu, ließ den Stab erneut tanzen und zog ihn mit vernichtender Kraft in den Rücken des Eindringlings.

Der Schmerz weckte den Ork aus seiner Erstarrung, und unter lautem Kreischen wankte er zurück, weg vom Altar und Essendus, weg von der Statue, die dem Ork langsam folgte, die Stufen hinab und in Richtung der anderen Orks. Das Kratzen von Stein auf Stein erhob sich im gesamten Tempel, als auch andere Statuen ihre Plätze verließen, ihre Kampfstäbe erhoben und auf die grüne Brut zuwanderten. Diese standen nun dicht gedrängt im Torbogen des Eingangs, von Angst befallen aber nicht feige genug, um ihren Anführer im Stich zu lassen.

Die Stimme von Essendus klang über den Lärm.
„Doch jene, welche die Gunst des ersten Sohnes verschmähen, und die Gnade des dritten Sohnes ablehnen, sollen die vertilgende Ordnung des zweiten Sohnes erfahren, der durch seine Macht den Traum von allem reinigt, was vergehen muß, damit Neues den Platz des Alten einnehmen kann! Erkennt die Gnade Locknars! Möge Larinar Euer Atma nehmen, damit etwas neues daraus erwachsen kann.“

Der Obrok hatte sich aus seiner anfänglichen Furcht gefangen und brüllte nun seine Monster an, wollte sie zum Angriff bewegen. Doch ein Halbkreis aus Statuen hatte sich vor den Orks aufgebaut und trieb sie erbarmungslos vor sich her, Schritt für Schritt, langsam, aber nicht aufzuhalten. Mit einem Mal jedoch zog einer der Orks aus den Falten seiner Kleidung eine kleine Armbrust, zielte kurz und schoß einen Bolzen ab. Essendus bemerkte davon nichts, sah den Bolzen nicht einmal aus dem Qualm hervorschießen, sah nur die schwarze Befiederung, die aus seiner eigenen Brust ragte.

Nicht jetzt! Zu früh! Wenn Essendus nun fiel, würden die Orks darin eine Bestätigung ihres Plans sehen und den Schrein niedermachen.
„Erhöre mich, Eonar, nur noch einige Augenblicke!“
Die Statuen hatten den Angriff gesehen, und einen Augenblick lang hörte man einzig das Summen der Armbrustsehne und das Knistern des brennenden Weihrauchs. Dann dröhnte die Stimme von Pater Mons durch das Gebäude.
„Packt sie Euch, möge Locknar sie vertilgen!“
Und die Statuen gehorchten, hieben mit ihren Kampfstäben auf die Orks ein, die in ihrer Verwirrung nicht einmal ihre Schilde zur Deckung nahmen, sondern wirr vor Furcht die Schläge einsteckten.

Nur ihr Anführer ließ sich nicht beirren und stürmte wider die Statuen an, die Axt und das Schwert erhoben. Als er auf die Reihe traf, fegte sein Schlag zwei der Statuen beiseite, so wuchtig war der Hieb. Doch als das Unhold sich in die so geschlagene Lücke drängen wollte, um in Reichweite der Priester zu gelangen, trat eine weitere Statue hinzu und ramme dem Ork eine mächtige Lanze in den Leib, direkt durch die Brust, so das die Spitze der Waffe aus dem Rücken des Orks hervorstieß und seine Gefolgsleute mit dessen Blut bespritzte.
Der Ork begann zu zappeln, bereits im Todeskampf gefangen hieb er wild um sich. Doch die Statue, die die Lanze führte, ließ sich nicht beirren, sondern schob den tödlich verwundeten Ork vor sich her, in seine Gruppen hinein.

Und die Orks wichen zurück, erst langsam, dann immer schneller, bis sie schließlich kehrtmachten, ihre Waffen wegwarfen und rannten, so schnell ihre krummen Beine sie trugen. Die Statue mit der Lanze, auf der der tote Obrok steckte, blieb im Torbogen stehen und sah den fliehenden Orks hinterher. Andere Statuen wankten noch in den Hof, und blieben dort stehen, die Stäbe zum Kampf erhoben.
Essendus und die Priester traten ebenfalls ins Freie. Essendus mußte gestützt werden, helles, schaumiges Blut rann aus seinem Mund. Und trotzdem lächelte der Priester. Dichter Rauch zog aus dem Tempelinneren ins Freie, und vermischte sich mit dem Nebel des erwachenden Tages.

Die Statuen im Hof brachen in lauten Jubel aus, knieten nieder und dankten den Drei für diese Rettung. Und dann begannen sie, sich mit dem Schnee, der im Hof lag, den steinernen Anstrich von den Gesichtern und Händen zu waschen. Und mit jedem Brocken des Steinstaubs und des Lehms, der aus den Gesichtern verschwand, nahmen die Statuen ein menschlicheres Aussehen an, und schließlich standen nur noch Ordensbrüder und Flüchtlinge im Hof, in staubigweißen Kleidern, mit verschmiertem Ton auf den Gesichtern, mit kleinen Schiefertafeln unter den Sohlen, um das Geräusch von Stein auf Stein zu erzeugen, wenn sie bewegten.
Essendus, der bis zum letzten Augenblick an der Weisheit seiner Täuschung gezweifelt hatte, lächelte, trotz der Schmerzen. Seine Schlacht war geschlagen, und das nur mit wenig Blutvergießen. Er wandte sich an die beiden Priester, die ihn stützten.
„Bringt mich wieder herein, damit ich mich darauf vorbereiten kann, dem Nehmer zu begegnen.“
Der Mann, dessen Lanze durch den Ork gefahren war, hatte die ganze Zeit neben den drei Priestern gestanden. Essendus hatte ihn noch nie gesehen, aufgrund der Lanze jedoch nahm er an, daß es sich um einen Soldaten handelte, der dem Schlachten in Arken entkommen konnte. Seine Haltung zeigte Stolz auf das Vollbrachte, und beinahe fürstlich war seine Geste, als er sich zu Essendus umdrehte und beruhigend auf ihn einsprach.
„Nein, Essendus, ich glaube nicht, daß deine Zeit schon gekommen ist. Die Götter helfen denen, die sich selber helfen. Doch jene, die auch anderen helfen, die belohnen die Götter sogar.“

Und der Mann lehnte die Lanze an den Torbogen, so daß der Ork daran zu Boden rutschte und den gesamten Schaft der Waffe mit Blut besudelte. Die weiße Gestalt entnahm dem sterbenden Priester mit der einen Hand den Kelch und mit der anderen zog sie den Bolzen aus der Brust des Verletzten. Helles Blut trat sofort aus der Wunde, und für einen Augenblick war es Essendus unmöglich, zu atmen. Doch dann führte der Krieger dem Priester den Kelch Larinars an die Lippen, und als Essendus das kühle und erfrischende Wasser trank, da ließen die Schmerzen mit einem Mal nach und Kraft durchströmte den alten Mann.
Die beiden Priester, die Essendus während der wenigen Augenblicke gestützt hatten, welche die seltsame Behandlung in Anspruch nahm, keuchten überrascht auf, als ihr Freund, den sie schon in Locknars Faust vermutet hatten, sich aus eigener Kraft aufrichtete und tief Luft holte.

Die anderen Ordensbrüder, die nun erst den blutigen Fleck auf der Kleidung des Priesters sahen, scharten sich freudig um ihren Retter, und bedrängten Essendus mit Fragen und Glückwünschen. Der Krieger, der den Bolzen entfernt hatte, übergab ihn einem der nebenstehenden Akolythen.
„Bewahrt diesen Bolzen und erinnert Euch an diese Schlacht, in der nicht kalter Stahl, sondern ein scharfer Geist den Sieg für das Licht errungen hat. Gönnt ihm noch einige Augenblicke hier draußen, damit er die Kraft der Morgensonne genießen kann, die ihn stärken wird.“
Dann drehte sich der Man um, ergriff seine Lanze mit der rechten Hand und trug den Kelch in das Innere des Tempels, welcher immer noch mit dem Rauch aus den Kohlebecken gefüllt war.

Essendus fühlte sich jung, so als sei er gerade von zuhause losgelaufen, um die Welt zu erkunden. In jeder Faser seines Körpers pulsierte die Energie, die der Priester aus dem Kelch getrunken hatte, Alle Müdigkeit war von ihm abgefallen, während er hier mit seinen Freunden im Licht des Morgens stand, das vom Schnee noch einmal verstärkt wurde, und er freute sich, am Leben zu sein.
Gemeinsam begannen einige Brüder, den Körper des toten Orks von den Stufen zu tragen, und Essendus trat hinzu und sprach ein kurzes Gebet über dem Kadaver. Es war im Leben ein Feind gewesen, doch im Tode war es nur ein kleines Stück Atma, welches sicher in den Kreislauf zurückkehren sollte.

Nachdem auch diese Pflicht erfüllt war, machte sich die kleine Gruppe auf den Weg ins Innere des Tempels, wo sich bereits einige der Flüchtlinge wieder aus den Kellern hervorgewagt hatte, um die Neuigkeiten zu erfahren. Kinder belagerten Mountain, der bereits in schillerndsten Farben von der gewonnenen Schlacht berichtete, und einige Brüder verteilten Brot und Käse an jeden, der danach verlangte. Überall wurde gelacht und gescherzt, die Flüchtlinge hatten sich in Sieger verwandelt.

Essendus aber ließ seinen Blick über die Masse streifen, suchte seinen Retter, zum einen, um ihm zu danken, zum anderen, um von ihm seinen Namen zu erfahren und zu ergründen, woher der Fremde so viel über die Heilkunst wußte, daß er eine solche Verwundung ohne große Umstände hatte behandeln können.
Doch der Krieger schien verschwunden, wahrscheinlich hatte er sich zurückgezogen, um ebenfalls seine Kleidung und sein Gesicht von der täuschenden Schminke zu befreien, die ihnen allen das Aussehen von steinernen Kriegern gegeben hatte.

Die versammelten Menschen gönnten sich ein kleines Fest an diesem Morgen, feierten den Sieg über die Orks, die Tatsache, daß sie noch lebten, daß der Plan von Pater Essendus ihnen die Haut gerettet hatte.
Essendus feierte mit ihnen, und als das Fest gegen Mittag ein Ende fand und der Pater für kurze Zeit keine Pflichten hatte, da setzte er sich zu seinem Freund und erzählte ihm alles, was sich aus seiner Sicht abgespielt hatte. Er erzählte auch von dem seltsamen Krieger, dem er so gerne danken würde, und von dem er noch etwas lernen könnte, den er aber nicht unter den versammelten Menschen gefunden hatte.
„Nun Essendus, haben wir einen weiteren Held in der Schlacht kennengelernt. Mögen die Drei gut auf seinen Weg acht geben, damit sein Mut und sein Wissen uns noch lange erhalten bleibt.“

Sie saßen noch eine Zeitlang nebeneinander, jeder in seinen eigenen Gedanken verloren. Schließlich rappelte Mountain sich auf und schwang sich von dem Sitzplatz, den er  den gesamten Morgen in Beschlag genommen hatte, in einen Rollstuhl, den die Brüder vor einigen Jahren in der Tempelschreinerei für ihn angefertigt hatten.
Gemeinsam zogen sich die beiden Priester zurück in den Bereich hinter dem Altar, knieten dort nieder und unter den steinernen Augen von Henry VI of Stollhill sprach Essendus das Dankgebet an seine Götter und bat um Schutz für den fremden Krieger, der sein Leben gerettet hatte.

Gemeinsam sprachen Mons und Essendus das Glaubensbekenntnis, doch nach einigen Zeilen brach Mons unvermittelt ab. Essendus, der ein solches Verhalten bei einem Priester nicht besonders schätzte, wandte sich zu seinem Freund, um ihn zum weitersprechen zu ermuntern, doch als er das bleiche Gesicht des Mannes sah und seine weit aufgerissenen Augen, da verhaspelte sich auch Essendus in seinem Gebet.
„Mountain, was ist denn los?“
„Ich habe deinen Krieger gefunden, Essendus.“
Der Pater folgte dem Blick seines Freundes, konnte aber niemanden in der Dämmerung stehen sehen, lediglich die Schatten der Figuren erzeugten das Gefühl von Gesellschaft.
„Mountain, da ist niemand, wir sind unter uns.“
„Sieh genauer hin, Essendus.“
Sein Blick schweifte, bis er im Hintergrund das goldene Funkeln eines Schmuckstücks erkannte. Der Pater richtete sich auf, machte ein paar Schritte auf das Funkeln zu und hielt überrascht den Atem an.

Der Krieger stand bewegungslos vor einem der Fenster, den blutigen Speer noch immer in der einen Hand, den Kelch in der Anderen zum Gruß erhoben. Er schien zu denken, oder durch das Fenster die umliegenden Hügel im Auge zu behalten, doch Essendus war sich sicher, daß seine Augen nichts sahen. Der Fremde war kein Fremder mehr, war es nie gewesen, Essendus hatte ihn Tag für Tag gesehen.
Der Priester machte einen weiteren Schritt auf den Krieger zu, und strich mit seinen Fingern über dessen Arm, fest und kalt.
„Danke, Freund.“
Doch der Fremde blieb stumm. So stumm, wie er jeden Tag geblieben war, seit man ihn hier aufgestellt hatte, seit fast 190 Jahren. Seit dem Ende des zweiten Eonarmondes im zweiten Jahr nach der Gründung des Reiches, als man Graf Henry I of Stollhill, den Stifter dieses Schreins, zu Grabe nach Lauffenburg getragen hatte. Und seine Statue hier aufgestellt hatte, damit diese, geschlagen aus stollhiller Granit, erinnern sollte an die Großzügigkeit des Grafen…

Die Geschichte von der Schlacht in Schrein Larinars verbreitete sich wie ein Feuer im Reich, und trotz des Winters kamen viele Menschen in den Tempel, um die Statue des ersten Grafen von Stollhill zu sehen, die noch immer den Kelch in der Faust hielt.

Essendus jedoch verließ bald darauf den Schrein, der ihm über viele Jahre als Heim gedient hatte. Er übergab die Führung des Tempels seinem Freund Mons, und folgte dem Ruf des Ordens, der zur Befreiung der gefallenen Stadt Arken Truppen sammelte. Und als in Arken der Tempel wieder errichtet wurde, da blieb der Pater dort, um ein Licht in die Dunkelheit zu tragen. Lange Jahre lebte er dort, verbreitete sein Wissen unter den Suchenden und betreute die Bibliothek des Domes zu Arken. Und an jedem Jahrestag der wundersamen Rettung pilgerte er mit einigen Brüdern und einer Schar Gläubiger in den Schrein, wo die Statuen standen, um dem steinernen Grafen zu danken.

Als Essendus schließlich für immer seine Augen schloß, setzte man ihn im Dom zu Arken bei, in den Katakomben unter dem Tempel. Eine Statue jedoch, die von ihm kurz vor seinem Tod gefertigt wurde, brachte man in den Schrein, wo Essendus seinen größten Sieg errang. Und dort stehen der Pater und der steinerne Graf noch heute beisammen, der eine mit Lanze und Kelch, der andere mit einer steinernen Fackel in der Hand.
Und man sagt, daß die steinernen Figuren der Stollhills und der Pater ihre Säulen wieder verlassen werden, wenn sie von denen gebraucht werden, die das Licht in die Dunkelheit tragen müssen.

Von Marc H., 2000

Battle-Prayer

Locknar schenk` mir diese Schlacht!
Gib mir Kraft für diese Nacht.
Helft Vallconnan aus der Not,
Heut` nacht bringen wir den Tod!

Eine Mauer will ich sein.
Arm und Herz seid stark wie Stein!
Schwert und Schlachtfeld färbt sich rot,
Heut` nacht bringen wir den Tod!

Und so mancher Schild zerbricht,
Eonar sitzt zu Gericht.
Über`m Felde schwingt sein Lot.
Treu dem Adler bis zum Tod!

Brüder, diese Mauer steht!
Nun kämpft bis ihr den Morgen seht
Dann laßt uns knien im Morgenrot,
entrannen wir erneut dem Tod!

Ein treuer Freund hat´s nicht geschafft,
ein Pfeil hat ihn dahingerafft.
Ich bet´ für ihn in Locknars Schrein,
schon morgen könnt` ich bei ihm sein..

von Marc H., 1998

Vallconnische Infanterie-Richtlinien

Die bereits legendär gewordenen Soldaten-Richtlinien der vallconnischen Armee, vollständig mit allen 65 (nicht immer ganz ernst gemeinten) Weisheiten – eine Sammlung von Erfahrungen und guten Ratschlägen für den ganz normalen Alltag an der Front…

      1. Du bist nicht Locknar. Das gilt besonders für Soldaten in der ersten Reihe und die Hypener Löwen.
      2. Die klaffende Brustwunde ist ein freundlicher Hinweis von Locknar, daß du kürzer treten solltest.
      3. Wenn sich etwas dämlich anhört, aber funktioniert, dann ist es nicht dämlich.
      4. Versuche, unritterlich auszusehen. Wenn die Orks wenige Pfeile haben, werden sie nur auf wichtige Dinge zielen.
      5. Wenn du beim ersten Mal nicht durchbrichst, dann rufe die Locknar-Templer.
      6. Wenn dein Angriff wirklich gut verläuft, dann rennst du gerade in eine Falle.
      7. Die paar Orks, die du an der Seite vorbeiläßt, sind in Wirklichkeit die Vorhut des     Hauptangriffs.
      8. Orks greifen immer kurz vor Ende deiner Wache an.
      9. Die Orks attackieren nur bei zwei Gelegenheiten: Wenn sie bereit sind und wenn wir es nicht sind.
      10. Keine Taktik überlebt die erste Angriffswelle.
      11. So etwas wie einen perfekten Plan gibt es nicht.
      12. Fackeln verlöschen immer in wichtigen Momenten.
      13. Es gibt niemanden, der in der ersten Schlachtreihe nicht an Locknar glaubt.
      14. Flüchtende Orks ziehen sich meistens nur zurück, um sich neu zu formieren.
      15. Die wichtigen Dinge sind immer einfach zu lösen. Aber die einfachen Lösungen sind immer die härtesten.
      16. Kämpfe in der Gruppe. Das gibt den Orks die Möglichkeit, auch andere zu schlagen.
      17. Wenn du von allem zu wenig hast, außer Orks, dann willkommen in den Orklanden.
      18. Wenn du einen Landstrich gesichert hast, dann sorge dafür, daß die Orks das auch wissen.
      19. Versuche nie, einem Katapultstein den Weg zu versperren.
      20. Wenn die Orks in deiner Reichweite sind, bist du auch in deren.
      21. Alles was du tust, kann dich umbringen. Auch wenn du nichts tust.
      22. Wenn du mehr Aufgaben erledigen möchtest, als dir zusteht, dann wirst du mehr Aufgaben als dir zustehen bekommen.
      23. Wenn beide Seiten davon überzeugt sind, daß sie verlieren, dann behalten beide Recht.
      24. Eine disziplinierte Armee als Gegner ist ungefährlich, weil sie berechenbar ist. Aber die Mittellande sind voller wilder Orks … und Abenteurer.
      25. Mach die erste Reihe stark, dann fallen sie dir in den Rücken.
      26. Das Wetter ist nicht neutral.
      27. Ein Nekromant wird seinen Fluch immer auf dich sprechen.
      28. Blutdürstige Locknar-Templer sind die idealen Verbündeten.
      29. Was immer du brauchst, ist noch im Nachschublager.
      30. Ersetzbare Teile sind nicht ersetzbar.
      31. Wenn du Zweifel hast, erst einmal draufhauen.
      32. Wenn ein Squad-Sergeant unsere Scouts sehen kann, dann können die Orks das auch.
      33. Niemals stehen, wenn du sitzen kannst. Niemals sitzen wenn du liegen kannst.
      34. Iß, wenn du essen kannst. Schlafe, wenn du schlafen kannst.
      35. Die gefährlichste Kreatur in den Orklanden ist ein Lieutenant mit einer Landkarte und einem Befehl.
      36. Ausnahmen bestätigen die Regel und zerstören jeden Schlachtplan.
      37. Die Orks gucken nur dann hin, wenn du gerade einen Fehler machst.
      38. Wo ein Ork ist, sind auch mehr. Und mehr als einer ist viel zu viel.
      39. Ein neuer Wappenrock zieht Dreck und Regen auf magische Weise an.
      40. Je schlimmer das Wetter ist, desto wahrscheinlicher wird es, daß du raus mußt.
      41. Wenn du Körbe voller Pfeile hast, schießt du nie daneben. Aber wenn dir im Kampf die Pfeile ausgehen, dann könntest du noch nicht einmal den Riesen Sir Leon treffen, wenn er drei Schritt vor dir stände.
      42. Kampferfahrung ist etwas, das du bekommst, kurz nachdem du es gebraucht hättest.
      43. Egal in welche Richtung man läuft, es geht immer bergauf.
      44. Der harte Teil an der Aufgabe eines Lieutenants ist der, daß die Soldaten nicht wissen, was sie wollen, aber ziemlich genau wissen, was sie auf keinen Fall wollen.
      45. Die Waffe, die immer dann versagt, wenn du sie am dringendsten brauchst, ist die Ballista.
      46. Wenn dein Lager voller Waffen und Vorräten ist, dann lassen sich die Orks zwei Wochen Zeit mit ihrem Angriff. Wenn du aber dringend auf den Nachschub wartest, greifen sie immer sofort an.
      47. Ein Lob vom König für Tapferkeit bezeugt, daß du schlau genug warst, dir einen Plan zu überlegen, bescheuert genug, ihn zu versuchen und genug Glück hattest, ihn zu überleben.
      48. Beim entscheidenden Pfeil reißt die Sehne.
      49. Jeder Befehl, der mißverstanden werden kann, wird mißverstanden werden.
      50. So etwas wie ein bequemes Feldlager gibt es nicht.
      51. Sei nie der Erste, sei nie der Letzte und melde dich nie für etwas freiwillig.
      52. Wenn du das Schlachtfeld im Süden wirklich gut vorbereitet hast, dann greifen die Orks immer im Norden an.
      53. Wenn du einen Hinterhalt wirklich gut vorbereitet hast, werden die Orks den anderen Weg nehmen.
      54. Je interessanter du aussiehst, desto eher werden die Orks auf dich draufschlagen.
      55. Je höfischer der Ritter, desto blutiger seine Queste.
      56. Es gibt immer eine Lösung und normalerweise versagt diese.
      57. Du bist immer erfolgreich, wenn dich niemand sieht. Aber alles geht schief, wenn der Major einmal guckt.
      58. Die Orks erwischen nur die Botenläufer mit den wirklich wichtigen Nachrichten.
      59. Wenn du bei einem Überfall deine Kiepe abwirfst, rollt der Köcher mit den Pfeilen immer am weitesten weg, während dir die Flasche Wein auf den Fuß fällt.
      60. Sobald es etwas warmes zu Essen gibt, wird es regnen.
      61. Sag niemals dem Sergeant, daß du nichts zu tun hast.
      62. Je schlimmer deine Verletzung, desto weiter der Weg zum Heiler.
      63. Das Lager für die Nacht ist der Ort, wo du absolut keine Lust mehr hast, weiter zu laufen.
      64. Benutze dein Gabbit-Salz niemals zum Kochen.
      65. Es gibt keine friedfertigen Orks.

Von Marc H., 1999

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